Andreas Altenburg: Was kommt nach den Freeses?

Hamburg. „Wir hatten gestern Sommerfest, ging ziemlich lange“, sagt Andreas Altenburg, als er uns in Hamburg vorm NDR-Funkhaus an der Rothenbaumchaussee in Empfang nimmt. Oben in seinem Büro im zweiten Stock sitzt ihm Kollege Thomas Hanik gegenüber. Zwischen den beiden eine Batterie Seltersflaschen – der Nachdurst will gelöscht sein.

Trotz Nachwehen des Gelages zeigt sich der NDR-2-Star beim Interview in Topform. Anlass ist Altenburgs neue Serie. Nach den Riesenerfolgen „Frühstück bei Stefanie“ und „Die Freeses“ war fast ein Jahr Pause. Monate der Ödnis für die große Fangemeinde. Jetzt hat das Warten ein Ende: Am Montag, 18. September, um 7.17 Uhr startet Altenburgs neue Comedy-Serie „Die Kur-Oase“ auf NDR 2.

Am 18. September startet die neue NDR-Comedy

Worum geht’s da? „Das Ganze spielt auf Sylt, der Insel der Schönen und Reichen, auf einer psychosomatischen Wellnessfarm“, erzählt Altenburg, „dort therapieren gestrandete Prominente ihre psychischen Macken mit einer Therapeutin.“

Wie ist die Besetzung auf der Couch? „Da ist einmal Sülwia Voss, eine ehemalige Homeshopping-Queen, die auch eine Rotlicht-Vergangenheit hat. Ihr Ex sitzt im Knast. Sülwia möchte eine bürgerliche Existenz führen, doch ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein.“ Dazu trägt nicht zuletzt ein leibhaftiger Promi bei: Kiez-Legende Kalle Schwensen hat seinen Auftritt als „Zeitzeuge“, verrät pikante Details aus Sülwias früherem Leben im Rotlicht-Miieu. Altenburg ist Fußballfan, also kommt seine zweite Figur aus der Kickerszene: „Marcel Deinhard ist ehemaliger Fußballprofi. Er hat beim HSV und bei Kaiserlautern gespielt. Doch am Ende seiner Karriere hat ihn seine Frau Scarlett verlassen. Sie ist Reality-Star und mit einem Mitspieler nach Spanien durchgebrannt. Deinhard will sie zurückgewinnen, indem er immer wieder bei Reality-Shows mitmacht.“

Diese Promis sind dabei

Da kommt ein weiterer „Zeitzeuge“ ins Spiel: Ex-Bayern-Profi und TV-Moderator Thomas Helmer, bei dem Deinhard in der Talkshow „Doppelpass“ das Phrasenschwein zum Platzen brachte. Die Promi-Parade komplettieren Schauspieler Sky du Mont, Tennisstar Michael Stich und Musiker Johannes Oerding, der auch den Titelsong singt. Zurück auf die Psychocouch. Dritter B-Promi ist Jäckie Sprenzel. „Ein Medienviech, er hat früher in jeder Talkshow seinen Senf dazugegeben. Doch dann kam Corona, es saßen nur noch Virologen in den Shows – und jetzt Kriegsreporter. Sprenzel war raus und pöbelte sich ins mediale Abseits, wurde immer verhaltensauffälliger.“ Leute also mit einem leichten bis mittelschweren Defekt. „All diese Ex-Reichen und -Schönen tragen ihr Päckchen mit sich rum. Deshalb sitzen sie in der Kur-Oase, um ihre Alltagsauffälligkeiten zu kurieren.“

Linderung der Leiden erhoffen sich Sülwia, Deinhard und Jäckie von Diplom-Psychologin Dr. Lina Peppmöller. „Die hat aber auch eine Macke und ihr Päckchen zu tragen, weil die Klinik ihrem Vater gehört. Der ist echter Psychiater, sie ist nur Psychologin – eine Konkurrenzsituation. Sie lässt im Job oft die professionelle Distanz vermissen“, spinnt Altenburg den Faden fort – und dabei blitzt ihm die Vorfreude auf sein neues Comedy-Kind schon aus den Augen. Der 53-Jährige wird wieder – wie bei den Freeses – alle vier Figuren sprechen.

Wann hat er sein Talent als Stimmenimitator entdeckt? „Naja, Imitator bin ich nicht. Ich könnte z. B. Franz Beckenbauer nicht nachmachen. Aber ich kann Stimmungen und Charaktere ganz gut treffen.“
Diese Lebensnähe, das Erfolgsgeheimnis der Altenburg-Comedy? „Sicher ein schlagkräftiges Erfolgsgeheimnis“, nickt er, „bei den Freeses hatten wir eine Familiensituation. Jeder hat eine Familie oder ist in einer Familie aufgewachsen. Die Hörer erkennen sich in Situationen wieder und sagen: Ja, genau das hatten wir neulich auch.“ Altenburg ist sicher: „Es muss auch gar nicht immer witzig sein, aber man muss authentisch bleiben und darf nicht mit einer dummen Aufgesetztheit nerven. Dann hören die Leute gerne zu.“

Das erhofft sich der Comedy-Macher auch von der neuen Reihe: „Da geht‘s eher um Empfinden, um Unsicherheit und Ängste, um Traumata, die einen einholen. Ich hoffe, dass damit auch jeder was anfangen kann und die Leute der Serie wieder folgen.“

Alles begann an der Uni Lüneburg

Die neue Serie und auch alle vorhergehenden würde es vielleicht gar nicht geben, wenn es Andreas Altenburg nicht einst nach Lüneburg verschlagen hätte. „Ja, das stimmt. Ich habe Angewandte Kulturwissenschaften an der Uni Lüneburg studiert – wie der halbe NDR. Da habe ich ein Radio-Seminar bei Stefan Brünjes belegt. Der war damals Redaktionsleiter vom ,Club‘ bei NDR 2. Am Ende hat er mich gefragt, ob ich zum Rundfunk kommen will. Ich weiß bis heute nicht, warum“, lacht Altenburg, „das ist jetzt 30 Jahre her.“

Wie ging’s los? „Zuerst war ich wie alle Anfänger der Umfragen-Heini, musste mit dem Mikro raus und Leute auf der Straße befragen. Aber dazu hatte ich bald keinen Bock mehr. Ich habe dann eher so Spaß-Umfragen gemacht, bin mehr und mehr in die komödiantische Ecke gerutscht. Dann habe ich meine ersten Beiträge für die Kwatsch-Redaktion gemacht, oft mit Carlo von Tiedemann. Leiter dieser Redaktion war Harald Wehmeier, mit dem ich später ,Frühstück bei Stefanie‘ produziert habe. Da konnte ich dann das machen, was ich mir immer vorgestellt habe.“

In der preisgekrönten Comedy hat Wehmeier damals den Herrn Ahlers und Opa Gehrke gesprochen, Altenburg den Udo und die Bistro-Wirtin Steffi. Bei den Freeses hat Altenburg alle vier Rollen übernommen. Wie hat er die Frauenstimmen von Bianca und Oma Rosi hingekriegt, mit elektronischer Stimmverzerrung? „Nein, gar nicht. Wir haben nur die Stimme von Bianca etwas in die Höhe gezogen, damit sie deutlicher von den anderen drei zu unterscheiden ist. Ansonsten mache ich alles mit meiner Stimme, ohne technische Tricks.“ Dabei braucht es anfangs durchaus Eingewöhnungszeit – für beide Seiten. „Die Hörer müssen zuerst mal sortieren, wer da was spricht. Das kann einige Wochen dauern, bis man drin ist. Ich verfeinere im Laufe einer Serie die Stimmen. Die frühen Freeses klangen anders als die späten – vor allem Oma Rosi und Bianca.“

Altenburg hatte „Frühstück bei Stefanie“ mit dem kongenialen Wehmeier produziert, „Die Freeses“ musste er ohne den verrenteten Partner stemmen – wie kriegt er das allein hin? „Nicht allein, ich habe mir ja ein starkes Team zusammengestellt mit Thomas Hanik und André Chu. Wir planen und schreiben zusammen. Dann haben wir noch zwei Kollegen, die das schneiden und produzieren.“

Wie produziert Altenburg, vorzeitig auf Halde oder jeden Tag eine neue Folge? „In der Regel immer eine Folge für den nächsten Tag. Wenn ich eine Woche in Urlaub fahre, muss ich natürlich fünf Folgen vorproduzieren. Dann guckt man, was in der Zeit passiert – Oktoberfest, Weihnachten oder so. Dann habe ich schon ein Thema. Für den Krankheitsfall haben wir einige zeitlose Folgen im Köcher.“

Mittwoch auf dem Roten Sofa

Für die „Kur-Oase“ sind die ersten Folgen produziert. Bis zum Start am 18. September wird kräftig getrommelt: „Am Mittwoch, 13. September, sitze ich ab 18.45 Uhr bei DAS! im NDR Fernsehen auf dem Roten Sofa. Am 14. September ab 18 Uhr wird auf NDR 2 das Pilot-Hörspiel über dreimal 25 Minuten ausgestrahlt.“ Da landet der Autor selbst in der „Kur-Oase“. Er gibt zu: „Ich bin ja auch so ein Typ. Einmal im Jahr mache ich Basen-Fasten. Ich weiß, was es heißt, 14 Entschlackungstage zu machen, um die Birne wieder freizukriegen. Das kann ich also gut nachvollziehen. Außerdem habe ich früher als Zivi in der Psychiatrie gearbeitet, später als Student Nachtdienste in einer psychiatrischen Einrichtung in Lüneburg abgerissen. Ich kenne all diese Probleme – unter den Mitarbeitern, bei der Supervision, bei der Patientenführung. Ich weiß, wie eitel Psychologen sein können, wie schwach auch in ihrem eigenen Dasein. Da steckt eine Menge an Themen drin.“ Hat der Autor keine Angst, dass ihm mal die Ideen ausgehen? „Das hatte ich bisher noch nicht. Natürlich hat man eigentlich schon alles behandelt. Aber jetzt nehmen wir eine neue Perspektive ein, andere Figuren, anderer Spielort – das hilft.“

Woher nimmt Altenburg seine Ideen? Er geht in Kneipen, auf Stadtfeste, zum Fußball, beobachtet und hört zu. „Dadurch habe ich einen Themenspeicher, sodass ich morgens noch nie dachte: ‚Wenn mir heute nichts einfällt, stehe ich blank da.‘“ Allerdings beschleiche ihn zuweilen ein merkwürdiges Gefühl: „Dann denke ich, es ist vielleicht gar nicht in Ordnung, damit sein Geld zu verdienen, dass irgendwann jemand sagt: Sie machen ja gar nichts Wertvolles für die Gesellschaft. Hören Sie auf damit.“ Doch dann würde dem NDR wohl ein Shit-Tsunami ins Haus schwappen.

Redet ihm der Sender in die Comedy rein? „Nein, gar nicht. Man lässt uns machen. Ich weiß allerdings nicht, wie das wäre, wenn es mal nicht so gut läuft.“ Altenburg ist ein angenehm bodenständiger Typ, aber er kann selbstbewusst sagen: „Sowohl Stefanie als auch die Freeses waren Einschaltimpulse und sehr bedeutsam für die Quoten bei NDR 2. Sie waren die stärksten Marken des Senders.“ Da redet man dann besser nicht rein.

In fünf Jahren „Frühstück bei Stefanie“ und acht Jahren „Die Freeses“ hat Altenburg den Norden zum Lachen gebracht. Wird das vom ihm auch im Privatleben eingefordert? „Wenn mir einer plump auf den Rücken haut und sagt ,Ey, mach mal Oma Rosi!’, dann habe ich schon keine Lust mehr und mache dicht. Ansonsten bin ich auch so ein ganz vergnüglicher Typ. Es ist keine Arbeit für mich, auf einer Party mal den einen oder anderen zum Lachen zu bringen.“

Das wird Andreas Altenburg sicher auch wieder mit der „Kur-Oase“ gelingen: „Ich gehe davon aus, dass die neue Serie drei bis vier Jahre läuft.“ Schönes Schlusswort. Feierabend für Altenburg? „Nee, wir trinken jetzt noch die restliche Selters aus und vertreiben den Kater.“

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