Lüneburg: Möbelhaus ist jetzt Notunterkunft

Im Lüneburger Ilmenau-Center steht die neue Notunterkunft der Stadt kurz vor ihrer Fertigstellung. Bevor ab 15. September die ersten Menschen einziehen, zeigte der städtische Sozialdezernent Florian Forster der Lünepost die neue Einrichtung.

„Herzlich willkommen“ steht in großen Lettern über dem Eingang. Der Schriftzug ist ein Überbleibsel des früheren Mieters Möbel Boss. Im Inneren der großen Gewerbe­halle, in der die Kette bis Oktober 2022 Schränke, Betten oder Küchen verkaufte, riecht es nach frischem Holz. In einer Hauruck-Aktion hat das THW mit 100 Mann und in Rekordgeschwindigkeit Holzwände hochgezogen, Betten und Schränke aufgebaut. Bis zu 300 Geflüchtete sollen hier ab dem kommenden Wochenende eine Notunterkunft finden. „Maximal 300“, betont Sozialdezernent Florian Forster. „Wir rechnen eher mit 200 bis 220 Menschen.“

30 Dusch- und WC-Container

Zugeteilt wird im Land nach Quote – und diese erfüllt Lüneburg mit der neuen Einrichtung.
Doch bevor die ersten Geflüchteten einziehen können, mussten Projektleiter Sebastian Prigge und das Team der städtischen Handwerker Millimeterarbeit leisten. Um zum Beispiel die 30 Dusch- und WC-Container ins ehemalige Möbellager zu bekommen, wurde sogar eine Außenwand herausgeschnitten. „20 Zentimeter fehlten“, sagt Prigge. Jetzt stehen die Boxen in Reih und Glied, direkt neben der Batterie von Waschmaschinen für die künftigen Bewohner.

Hinter einem mit Plane verkleideten Bauzaun muss noch die provisorische Kantine fertiggestellt werden. Denn anders als in einer Gemeinschaftsunterkunft, wo die Bewohner sich selbst versorgen können, übernimmt hier ein Caterer die Verpflegung. „Das klingt nach Urlaub, ist aber längst nicht so cool“, sagt der Sozialdezernent. „Es ist kein freies Leben, so wie wir das kennen.“ Die Bewohner seien an Essenzeiten gebunden, die Abwechslung und Auswahl sei eher überschaubar. Aber sie sollen ja auch nur für einen überschaubaren Zeitraum hier bleiben.

Licht wird zentral geschaltet

Der Rundgang geht weiter. Der Empfang wurde in der einstigen Kassenzone von Möbel Boss eingerichtet. Vorbei an den Frauen- und Hausaufgabenzimmern geht es in den Wohnbereich. Mit 1650 OSB-Platten hat das THW hier Zimmer für zwei, vier oder sechs Bewohnerinnen und Bewohner geschaffen, einige davon barrierefrei. 2,55 Meter sind die Wände zwischen den Abteilen hoch. In Verbindung mit der Schall schluckenden Decke und dem bereits vorhandenen Möbelhaus-Teppich sollen sie den Geflüchteten ein wenig Privatsphäre bieten. Karges Neonlicht strahlt permanent in jede Kammer. Es wird zentral an- und ausgeschaltet.

Auch im ersten Stock, wo früher Einbauküchen verkauft wurden, gibt es Dutzende dieser Wohnkabinen. Immer mit Betten, der entsprechenden Anzahl an Spind-Schränken, Tisch, Stühlen und einer Stehlampe. Unten ist ein „Musterzimmer“ für den Fotografen schon fertig eingerichtet, die Betten wurden geschmackvoll bezogen, darauf liegen Handtücher, wie in einem Hotel drapiert.

Externer Dienstleiter betreibt Notunterkunft

Wie die ungewöhnliche Immobilie ist auch der Betrieb der Einrichtung Neuland für die Stadt. Erstmals vergibt die Verwaltung die gesamte Unterkunft an einen externen Dienstleister. Weil die Vergabe noch nicht endgültig durch ist, will Forster den Namen des Unternehmens aber noch nicht verraten. Der Wunschkandidat komme nicht aus der Stadt, aber immerhin aus Niedersachsen: „Ein hiesiges Unternehmen hätte das gar nicht geschafft“, ist er überzeugt. Daher habe man bei der Ausschreibung auf einen Anbieter gesetzt, der bereits Erfahrung mit Unterkünften dieser Größenordnung hat. „Die Zusammenarbeit soll aber mit lokalen Subunternehmen erfolgen“, versichert der Sozialdezernent. Erstmal wurde ein Vertrag für eineinhalb Jahre geschlossen.

Während im Gebäude noch kleinere Arbeiten an der Elektronik und am WLAN erledigt werden müssen, ist der Außenbereich eine Woche vor Eröffnung noch Brachfläche. Auf einem Teil der bisherigen Parkplätze werden noch gemütliche Lounges eingerichtet, Hochbeete aufgestellt.

Als bekannt wurde, dass aus Möbel-Boss eine Notunterkunft wird, schrie nicht jeder Anlieger laut „Hurra“ (LP berichtete). Im Integrationsbereich mit Basketballplatz und Tischtennisplatten soll das Eis zwischen Bewohnern und Anwohnern brechen. So erhofft es sich der Sozialdezernent. „Sport kann die sprachlichen Barrieren fallen lassen“, ist er überzeugt. Der Schriftzug „Herzlich willkommen“ könnte zum Motto für die Notunterkunft werden. Er bleibt an der Einrichtung.

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