Reformplan: Kindertrainer schimpfen auf den DFB

Lüneburg. Die neuen Spielformen im Kinderfußball beschäftigen auch zwei Jahre nach dem Start der Pilotphase Vereine, junge Kicker und Eltern. Rund um die Plätze wird immer wieder heiß diskutiert.
Darum geht‘s: Ab 2024 sollen die Altersklassen von der G- bis zur E-Jugend (U6 bis U11) im Funino-Format kicken. Bei den Jüngsten geht‘s los mit „3 gegen 3“ auf vier Minitore, für die Älteren bis zur U11 gibt es weitere Varianten bis zum „7 gegen 7“ auf zwei Kleinfeldtore samt Torhüter. Statt einzelner Spiele soll es Turniere geben. Mit Auf- und Abstieg in den Turnieren sollen die Teams auf leistungsähnliche Gegner treffen. Kopfbälle sind nicht mehr erlaubt, Tore und Ergebnisse sollen eher Nebensache werden. Das hat der DFB so beschlossen. Davon erhoffen sich die Funktionäre weniger enttäuschende Klatschen für Kinder aus schwächeren Mannschaften. So will der Verband den Fußball „kindgerechter“ machen, den Spaß am Spiel und die Weiterentwicklung fördern.

DFB will Fußball kindgerecht machen

Warum das Ganze? Laut DFB werde oft zu früh Wert auf Taktik gelegt, worunter die Grundausbildung leide. Dem will man mit vielen Ballkontakten auf kleinen Feldern entgegenwirken. Außerdem sollen Trainer und Eltern weniger Einfluss aufs Spiel nehmen. Und die Kinder sollen lernen, eigene Lösungen zu finden.

Was sagen die hiesigen Nachwuchstrainer? Die Lünepost hörte sich bei Klubs in der Region um. Tenor: Die Spielformen an sich eignen sich gut als Einstieg in den Fußball. Doch vieles geht den Vereinen zu weit. Ein Beispiel: „Unsere Sportart lebt von der Emotionalität der Spiele, dem Wettkampfcharakter, dem Tore schießen“, finden Kjell Klitzmann und Roman Kalex, Obmänner der MSG Erbstorf/Brietlingen. Sie sehen es skeptisch, dass im neuen Kinderfußball der sportliche Wettbewerb im Hintergrund steht. „Ob man sich anstrengt oder am Wochenende überhaupt da ist, scheint völlig belanglos zu werden“, kritisiert das Duo.

Trainier kritisieren Reform

Martin Wilke, Nachwuchsvorstand des Lüneburger SK, nennt ein weiteres Argument: „Bei den Kinderspielformen wird nur ein kleiner Bruchteil des Fußballspiels geschult. Es fehlen Einwurf, Ecken, Torschuss, Flugbälle, Kopfballspiel, Torwartspiel …“ Wilke ist sicher: „Gute Mittelstürmer und Torhüter bekommt man so jedenfalls nicht ausgebildet.“ Sein Plädoyer: „Funino? Ja – aber nicht im Spielbetrieb.“
Auch der gemäß der neuen Regeln spätere Wechsel zum „richtigen“ Fußball wird negativ gesehen: „Trainer müssen den sechsjährigen Kindern, die mit dem Fußball anfangen – und ihren fußballbegeisterten Eltern – erklären, dass sie frühestens in fünf Jahren den Fußball spielen können, den ihre Idole spielen“, erklärt Martin Wilke.

Sebastian Saß, Jugendobmann beim Ochtmisser SV, sieht es ganz ähnlich: „Ich sehe es in der U7: Viele kommen erstmal mit dem Ziel, Profi zu werden“, schmunzelt er. „Dafür wollen sie alles geben, Bester werden – und das alles lassen wir künftig weg!“
Was sagen die Funktionäre zur Kritik von der Basis? Sie sehen vor allem „Missverständnisse“. Als Reaktion klärt etwa der Niedersächsische Fußballverband (NFV) auf seiner Website unter der Überschrift „Das sind die größten Irrtümer“ auf.
Doch sind das wirklich alles Irrtümer? Spricht man mit Erbstorfs Jugendtrainer Kjell Klitzmann, dann eher nicht: „Die regionalen Verbände haben bei der Umsetzung nicht einmal einheitliche Regeln! Wir spielen mit drei Wechselspielerinnen, in Harburg oder Pinneberg aber gibt‘s nur zwei.“ Deshalb gab‘s sogar schon Regel-Streitereien bei den Turnieren.

Künftig kaum noch Mannschaftssport?

Damit nicht genug: Sebastian Saß sieht auch die soziale Komponente für seinen Verein mit 350 Kindern und Jugendlichen: „Der OSV ist ein Freunde-Verein. Hierher kommt man, weil man mit Kumpels kicken will. Mit den neuen Spielformen haben wir bis zur U11 keinen Mannschaftssport mehr!“, ist er alarmiert. „Vorher war man mit wöchentlichen Spieltagen eingespielt. Jetzt gibt‘s vielleicht alle vier Wochen mal ein Turnier. Ob da jeder ausreichend Spielzeit bekommt …?“
Saß nennt auch noch ein rein praktisches Problem: „Für ein Kinderfestival, also ein Spieltagsturnier, soll es acht Spielfelder geben. Bei je vier Toren braucht man 32 Minitore – so viele hat kein Verein!“

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