
Brietlingen. Frühstart um 7.45 Uhr: Für fünf junge Brietlinger ging’s am Samstag noch eher los als an einem regulären Schultag. Ihr Ziel, für das sie sich zu früher Stunde auf den Weg machten, war das 75 Kilometer entfernte Küsten im Wendland. Dort startete der neue Schiedsrichter-Lehrgang des Fußballkreises Heide-Wendland. „Ich düse da mit ihnen hin”, hatte Brietlingens Schiri-Obfrau Anne Heuer im Vorfeld verkündet.
Mit ihrer Begeisterung für das Hobby will sie jetzt auch Jüngere anstecken – „weil wir unbedingt Nachwuchs brauchen.” Die 29-Jährige steht schon lange selbst auf dem Platz, pfeift bei den Frauen bis zur Oberliga und bei den Männern bis zur Heide-Wendland-Liga. „Wenn ich nächstes Jahr meinen Geburtstag feiere, bin ich fast auf den Tag genau die Hälfte meines Lebens Schiri”, betont sie lachend.
Doch Anne Heuer setzt sich nicht nur hinters Steuer – sie postet bei Instagram auch Eindrücke aus dem Alltag einer Unparteiischen: „Ich möchte zeigen, dass Schiedsrichterei nicht nur aus Pöbelei und Konflikten besteht, sondern richtig viel Spaß machen kann!”
Die fünf Talente, die jetzt den Schiri-Start in Angriff nehmen, hat sie überzeugt. Eine von ihnen ist Emma Woehlbier: „Ich habe Bock darauf, Neues zu lernen und später mal allein auf dem Feld zu stehen”, sagt die 15-Jährige. Emma spielte selbst schon acht Jahre Fußball und sieht weitere Vorteile: „Ich kann etwas machen, das mir Spaß macht – und außerdem eigenes Geld verdienen”, spielt auch die Aufwandsentschädigung für die Schiri-Einsätze eine Rolle.
Als Schiri gibt’s Gratis-Eintritt ins Volksparkstadion
Neben Emma ist auch ein Quartett aus der U16 des TuS Brietlingen beim Lehrgang. „Ich spiele seit acht Jahren Fußball, will dem Sport etwas zurückgeben”, beschreibt Felix Weiner seine Motivation. Den 14-Jährigen reizt aber noch etwas ganz anderes: „Als Schiedsrichter hat man auch freien Eintritt in den Stadien. Und es ist cool, wenn man mal ins Volksparkstadion kommt …”
Endgültig überzeugt hatte Felix und seine Teamkollegen ein Appell von Anne Heuer. Sie weiß, wovon die jungen potenziellen Kollegen beim Lehrgang und danach profitieren: „Man kann seine Regelkenntnis verbessern, das Selbstbewusstsein stärken und ist beitragsfrei Mitglied im Verein.” Anne Heuer rechnet aber auch vor: „Als Verein müssen wir pro Mannschaft einen Schiri melden. Wir bräuchten 14, haben derzeit acht.” Als Schiri-Obfrau weiß sie: Gelingt es nicht, das Soll zu erfüllen, drohen Strafen vom Verband. Dieses Argument hatte sie auch bei der Schiri-Werbung parat.
Deshalb ist Felix bewusst, dass sein künftiger Einsatz an der Pfeife dem Verein hilft. „Aber das ist eher ein Bonus”, betont der Teenager und macht klar: „Ich habe vor allem Bock darauf!” Nur eines könnte zur Spaßbremse werden: „Mal sehen, wie Eltern oder auch Trainer bei Fehlentscheidungen reagieren. Da muss man erstmal Sicherheit finden”, ahnt der 14-Jährige. Das kann Anne Heuer nachvollziehen: „Der Respekt bei Eltern hat wirklich über die Jahre nachgelassen”, bedauert sie.
Unterstützung von der Seitenlinie auch nach der Prüfung
Damit umzugehen, ist Teil des Wegs in die Schiri-Zukunft. Vier Vor-Ort-Termine stehen beim Lehrgang an, Anfang Oktober wartet dann die Prüfung auf das Brietlinger Quintett. Klappt alles, winken danach erste Einsätze bei Spielen der U10 oder U11 – samt Begleitung und Tipps der erfahrenen Schiri-Obfrau. „Das gibt es nicht bei allen Vereinen”, ist ihr bewusst. „Dabei ist es immer gut, wenn man am Rand jemanden an seiner Seite hat”, weiß sie aus eigener Erfahrung – und will mit guter Betreuung weiter Talente für den TuS gewinnen.
Mehr Infos: instagram.com/schiris.tus.brietlingen/