
Der WM-Triumph der deutschen Basketballer – auch Tage nach dem Titelgewinn in Manila hält die Begeisterung für den historischen Erfolg immer noch an.
Auch in unserer Region wurde mächtig mitgefiebert. Und einer ist beim Feiern sogar mittendrin: „Wir sind Weltmeister, Wahnsinn!“ jubelt Timo Kröger. „Justus Hollatz ist einer meiner besten Freunde“, macht er den direkten Draht ins DBB-Team deutlich. Beide kennen sich, seitdem Hollatz als 17-Jähriger im Nachwuchs der Hamburg Towers spielte. Nach Stationen in der Bundesliga, Spanien und Slowenien geht der 22-jährige Point Guard in der kommenden Saison für Anadolu Efes SK, den erfolgreichsten türkischen Basketball-Klub, auf Punktejagd.
Fast täglich Kontakt bei der WM
„Während der WM hatten wir fast täglich Whatsapp-Kontakt und natürlich habe ich ihm auch schon gratuliert“, sagt Kröger, und ergänzt: „Vier Stunden nach Abpfiff habe ich auch ein Foto mit der Goldmedaille bekommen, das war schon unglaublich und ein ganz besonderer Moment!“
Wenig später gab‘s dann kein Halten mehr: Am Dienstag machte sich Kröger um 3.30 Uhr auf den Weg zum Empfang am Frankfurter Flughafen, „um den WM-Titel mit Justus und anderen Tellem-Trägern aus der Mannschaft zu feiern“, sagt er lachend.
Denn: Timo Kröger, Spitzname „Tellem“, produziert mit seinem Bardowicker Modelabel Basecaps und lässige Streetwear-Kleidung. Er holte Hollatz bereits 2022 zu einem Event mit Basketball-Talenten nach Lüneburg. „Ich möchte so viele Jungs und Mädchen wie möglich motivieren und inspirieren, an ihre Träume zu glauben. Auch Justus hat mit 15 Jahren sicherlich nicht unbedingt daran geglaubt, mit 22 Jahren Weltmeister zu sein“, macht Kröger jungen Sportlern Mut.
Auch in den hiesigen Basketball-Klubs fieberten die Dribbelsportler mit. Beim TuS Hohnstorf etwa gab‘s eine TV-Party bei Spieler Chris Mey. „Wir haben uns spontan zusammengesetzt, um das Finale zu sehen“, berichtet Jugendwart André Hellwig. „Der Finaleinzug war total überraschend. Die USA sind seit jeher Favorit. Viele spielen hier seit 20 Jahren Basketball – aber das war für alle ein Novum“, beschreibt Hellwig die Bedeutung des Erfolgs. „Wir haben uns übel gefreut – auch, weil viele junge Spieler im Nationalteam sind.“ Er erinnert sich an den Nachmittag am Bildschim: „Bis zur Halbzeit war die Stimmung noch verhalten. Danach gab‘s Gänsehaut, Jubel, Schreie. Kleiner Wermutstropfen: „Schade, dass das Spiel nicht Samstag war, sonst hätten wir noch einen Abriss gemacht …“, lacht Hellwig.
TuS-Abteilungsleiter, -Trainer und -Spieler Tobias Schlender verpasste den größten Triumph aller Zeiten in „seinem“ Sport: „Ich war auf dem Weg ins Ausland, saß im Flugzeug. Die erste Halbzeit hatte ich noch gesehen. Später bekam ich nur vom Piloten die Info, dass sie gewonnen hatten.“ Immerhin: „Das Flugzeug applaudierte!“, berichtet Schlender, dem das DBB-Nationalteam in die Reiseplanung gegrätscht war: „Niemand ahnte, dass es so weit geht …“
Jetzt hofft man in Hohnstorf, dass der Triumph den Nachwuchs anstachelt. „Basketball ist eine Trendsportart, ist cool“, ist André Hellwig überzeugt. Sein TuS wirbt schon um die Jüngsten, stellte der Grundschule einen Basketballkorb auf den Pausenhof und hat mehrere Kooperationen. Mit Nele Geithner und Eric Rebner gibt‘s zudem zwei neue junge Trainer für das U12-Team.
Die TuS-Männer hatten sich jüngst aus der Landes- in die Regionsliga zurückgezogen. Spielermangel: „Viele sind über 30, uns fehlen eine U20, eine U18“, macht Hellwig deutlich. „Diese Lücke müssen wir füllen!“

„Ich hätte nie gedacht, dass es das jemals geben wird!“
Auch bei den 66ers, den Basketballern des MTV Treubund Lüneburg, ist die Freude riesig. „Im Trainerchat waren alle begeistert! Wenn der Teamsport mit Teamleistung siegt …“, war nicht nur Abteilungsleiter Martin Knufinke aus dem Häuschen. „Ich spiele seit 50 Jahren Basketball – und hätte nie gedacht, dass es das jemals geben wird!“
Er erinnert an frühere Idole wie Dirk Nowitzki oder Detlef Schrempf. „Das waren Superspieler, aber eben nur Einzelne. Das hat nichts bewegt. Jetzt hat Deutschland gleich ein paar Spieler, die so gut sind, dass es für mehr reicht.“ Knufinke weiter: „Im Fußball läuft es nicht, in der Leichtathletik sind wir abgehängt – schön, dass Basketball diese Lücke füllen kann!“ Der MTV-Mann freut sich außerdem, auch einen Ex-Lüneburger auf dem Sprung zu DBB-Erfolgen zu wissen: Shooting-Guard Tjark Lademacher fing im Treubund-Nachwuchs an, landete später im Nachwuchs von Alba Berlin und spielt künftig mit Stipendium für ein kanadisches College-Team. Vor wenigen Wochen holte er mit der deutschen U20 den 6. Platz bei der EM.
Beim MTV merkt man schon seit geraumer Zeit, dass mehr Einsteiger Dennis Schröder, Dirk Nowitzki und den großen NBA-Idolen nacheifern. „Wir sind sehr zufrieden, haben sogar schon Schwierigkeiten, das zu stemmen“, blickt Martin Knufinke auf fehlende Spiel- und Trainingsmöglichkeiten. Er hofft zudem auf einen Wandel: „In Spanien oder Frankreich spielen die Kids in der Schule lieber Basketball auf dem Schulhof, nicht Fußball wie bei uns …“
Fotos: Tellem/Marvin Contessi