
Landkreis. Wasser, überall Wasser. Ob an der Ilmenau im Lüneburger Wilschenbruch, am Stintmarkt, an den Fähranlegern in Bleckede und Neu Darchau – überall blicken die Menschen sorgenvoll auf die Pegelstände. Während das Hochwasser etwa im Raum Oldenburg und nördlich von Celle schon seit Tagen für Sperrungen und Notfalleinsätze sorgt, war die Lage im Landkreis Lüneburg bisher noch relativ entspannt.
Dennoch hat man sich vor allem an der Elbe vorbereitet: So befüllten die Bleckeder Stadtfeuerwehren am Neujahrsmorgen vorsorglich tausende Sandsäcke. Bürgermeister Dennis Neumann gab über die sozialen Medien ein Statement ab: „Die Lage ist total im Griff“, sagte Neumann, der selber Mitglied der Feuerwehr ist. „Ich gehe davon aus, dass die Deiche das Wasser problemlos halten werden, aber wir haben hier gleich drei Themen: Wind, Querkanäle und Qualmwasser. Daher haben wir uns entschieden, vorsorglich 2100 Sandsäcke zu befüllen, um schnellstmöglich reagieren zu können.“
2100 Sandsäcke für den Notfall befüllt
Als Qualmwasser wird das Wasser bezeichnet, das unter einem durch Hochwasser eingestauten Deich durchsickert und an der Luftseite des Deiches aus dem Boden aufsteigt. Zum Zeitpunkt des Neumann-Statements am Montag lag der Pegelstand bei 9,73 Meter, am Mittwochvormittag waren es 10,21 Meter. Tendenz steigend. Der Scheitelpunkt des Hochwassers an der Elbe wird am heutigen Mittwoch erwartet. Das Problem: Die Welle fließt nur langsam elbabwärts weiter. Und auf die ohnehin schon aufgeweichten Deiche kommt noch einiges zu. So erwarten Meteorologen bis zum Wochenende Dauerregen in der Region …
Beide Elbfähren müssen pausieren
Auch wenn im Bleckeder Stadtbereich vom Wasser kaum etwas zu sehen ist, denken viele mit Schaudern zurück ans „Jahrhundert-Hochwasser“ von 2013: „Damals sind bei uns die Keller vollgelaufen“, erinnert sich eine Anwohnerin aus der Zollstraße. Sie befürchtet: „Das könnte jetzt auch wieder passieren.“ Damals lag der Pegelstand mit 11,83 Meter aber noch deutlich höher.
Schon seit dem 28. Dezember kann die Fähre „Amt Neuhaus“ den überspülten Bleckeder Anleger nicht mehr anlaufen. Seit Dienstag geht auch zwischen Darchau und Neu Darchau nichts mehr: „Die Elbfähre Tanja muss mit ihrem Betrieb pausieren“, berichtet Ulrich Mansfeld, Sprecher des Landkreises, „wegen eines technischen Defekts am Anleger in Darchau kann dieser bis auf weiteres nicht angefahren werden.“ Über die Elbe geht es seitdem nur noch über die Brücken bei Lauenburg, Geesthacht oder Dömitz. Weite Umwege. Während des Ausfalls wird die Buslinie 508 auf den Notbetrieb umgestellt. Der Fahrplan steht auf www.landkreis-lueneburg.de/elbfaehren.
Schaulustige bringen sich selbst in Gefahr
Unterdessen lassen sich die „Katastrophen-Touristen“ mal wieder nicht von dem schon seit Tagen geltenden Betretungsverbot für die Deichanlagen abhalten: An Neujahr und Silvester waren die Parkplätze am Elbanleger gut gesucht. Kinder fuhren sogar mit ihren Fahrrädern durchs Wasser – ein hochgefährlicher Leichtsinn!
Nicht nur in Bleckede, auch andernorts waren in den vergangenen Tagen viele ehrenamtliche Helfer im Hochwassereinsatz. So füllten zum Beispiel gut zwei Dutzend Feuerkameraden aus Hohnstorf, Barförde und Hittbergen auf dem Betriebshof des Artlenburger Deichverbandes weit über 1000 Sandsäcke. Und die Landkreisbereitschaft unterstützte mit rund 90 Männern und Frauen bei den Einsätzen im Heidekreis (siehe Kasten unten).