
Lüneburg. Die Schülerinnen und Schüler der Lüneburger IGS Kreideberg sowie der Oberschulen Am Wasserturm, Adendorf, Bardowick und Oedeme hatten in den vergangenen Tagen einen Fragebogen für ihre Eltern in der Postmappe. Absender ist die Stadt. Auf dem Bogen sollen Eltern ankreuzen, ob sie ihr Kind auf die gymnasiale Oberstufe schicken würden, sofern die IGS Kreideberg eine solche anbietet. Das andere Kreuz wird gesetzt, wenn das Kind eher eine andere Schule mit gymnasialen Angebot besuchen soll.
Kein Zwang durch Kreuz im Fragebogen
Der Hintergrund: Die Stadt ist Schulträger der IGS Kreideberg, die zum Schuljahr 2019/2020 errichtet wurde. Bislang umfasst die Schule die Jahrgangsstufen fünf bis zehn. „Die IGS Kreideberg war aber von Anfang an mit einer gymnasialen Oberstufe geplant“, erklärt Lüneburgs Sozialdezernent Florian Forster. Doch diese könne nicht einfach so von der Stadt eingerichtet werden. Stattdessen müsse nach niedersächsischem Schulrecht ein langwieriges, bürokratisches Genehmigungsverfahren erfolgen.
Letztendlich entscheide das Regionale Landesamt für Schule und Bildung Lüneburg (RLSB). „Dass das Verfahren so langwierig ist, ist auch richtig so, denn es steckt viel Logistik dahinter. Das muss geprüft sein, da kann nicht wild etwas eingerichtet werden“, sagt Forster.
Ein Schritt ist bereits erfolgt: „Nach den rechtlichen Vorgaben muss eine Prognose über zehn Jahre erstellt werden, wonach eine ausreichende Anzahl von Schülerinnen und Schülern – es müssen mindestens 54 sein – die entsprechenden Leistungen für einen Übertritt in die gymnasiale Oberstufe erbringen müssen“, erklärt der Leiter des städtischen Sozialdezernats. Eine solche Prognose könne aber erst angestellt werden, wenn ein paar Jahrgangsstufen an der Schule durchgelaufen sind. Das sei nun der Fall.
Inzwischen hat auch der Stadtrat genehmigt, dass die Verwaltung den Antrag zur Einrichtung der gymnasialen Oberstufe an das Landesamt vorbereiten soll. Über den endgültigen Antrag werde dann auch nochmal im Stadtrat abgestimmt, bevor er an das Amt geht. „Wir stehen außerdem im ständigen Kontakt mit dem RLSB“, sagt Forster.
Stadtrat muss nochmal abstimmen
Doch wofür ist der Fragebogen nun gut? „Zu dem Antrag gehört auch, das Interesse der Eltern an einer gymnasialen Oberstufe zu ermitteln“, erklärt Florian Forster. „Das ist ein essentieller Bestandteil, um nachzuweisen, dass es genügend Schülerinnen und Schüler in Lüneburg und Umgebung gibt, um eine gymnasiale Oberstufe einzurichten. Der Fragebogen unterlegt das subjektive Meinungsbild.“ Forster glaubt, dass auch der Landkreis eine Stellungnahme zum Antrag abgeben wird. „Schließlich besuchen die IGS Kreideberg auch Kinder und Jugendliche aus Bardowick, Adendorf oder anderen Teilen des Landkreises.“ Er betont: „Wenn Eltern das Kreuz setzen bei der Antwort, dass sie sich für den Besuch der gymnasialen Oberstufe interessieren, dann sind sie nicht verpflichtet, ihr Kind auch wirklich dorthin zu schicken. Jede Familie hat das Recht, ihr Kind hinterher auf eine andere Schulform zu schicken als in der Befragung angegeben.“ Jedoch: „Je größer das Interesse an der Oberstufe, desto besser.“
Der Antrag soll dem RLSB noch vor den Sommerferien vorliegen. „Sobald dieser eingereicht wurde, wird er entsprechend bearbeitet“, heißt es im typischen Beamtendeutsch aus der Pressestelle der Behörde. „Das RLSB prüft die Errichtungsvoraussetzungen und erteilt die Genehmigung, wenn außer dem Vorhandensein der jeweiligen sächlichen und personellen Voraussetzungen die Entwicklung der Schülerzahlen die Maßnahme rechtfertigt, die weitergehenden Voraussetzungen beachtet worden und die allgemeinen Genehmigungsvorgaben erfüllt sind.“
Stadt lässt keine Zeit verstreichen
Parallel zur Antragstellung bereitet die Stadt bereits den Erweiterungsbau für die Schule vor. „Wir parallelisieren alle Prozesse, um keine Zeit verstreichen zu lassen“, sagt Sozialdezernent Forster.
„Derzeit besuchen rund 700 Mädchen und Jungen unsere Schule“, sagt IGS-Leiterin Pamela Hampp, die die Fragebogen-Aktion gut findet: „Eltern haben dadurch ein klares Mitspracherecht und werden ernst genommen. Sie werden Teil einer wichtigen Entscheidung.“