
Lüneburg/Oedeme. Die Kaffeetasse fällt René Heidenreich fast aus der Hand, als er auf sein Handy blickt. Es ist ein Samstagmorgen im Januar und wie jeden Tag kontrolliert der Lüneburger beim Frühstück, was seine Überwachungskamera in der Nacht aufgezeichnet hat. „Macht der Gewohnheit”, sagt Heidenreich, denn vor der Pandemie gehörten Einbrüche und Diebstähle in den Häusern am Rosenkamp im Stadtteil Oedeme quasi zum Alltag.
Durch Homeoffice und Kontaktverbot kehrte Ruhe ein.
Die Ruhe ist vorbei
Doch das scheint vorbei zu sein, denn diesmal zeigen seine Aufzeichnungen einen Schatten, der durchs Bild huscht. Auf dem Video ist zu sehen, wie gegen 6.30 Uhr ein unbekannter Mann wie selbstverständlich über die Auffahrt der Heidenreichs spaziert. In aller Seelenruhe versucht der Fremde dann, die parkenden Autos zu öffnen. Er wirft sogar einen direkten Blick in die Überwachungskamera, geht zur Hintertür und verlässt wenig später das Grundstück wieder.
Auch beim Nachbarn ist ein Mann auf Video
„Nachdem ich den Mann auf dem Video sah, kontaktierte ich sofort die Polizei”, erzählt der 48-Jährige. Anschließend informiert er Helge Schmalmack, seinen direkten Nachbarn. Der checkt nun ebenfalls umgehend seine Kamera und: Auch bei ihm läuft ein Fremder durchs Videobild. Exakt um 7.04 Uhr – 34 Minuten nach dem Vorfall beim Nachbarn – dokumentiert seine Kamera einen Mann, der an den Autotüren ruckelt und weiter zieht, als er scheitert. „Das war mit Sicherheit nicht der gleiche Täter“, sind sich die beiden beim Vergleichen ihrer Aufnahmen einig. Dennoch vermuten sie eine Verbindung.
Was dazu passt: Es ist nicht bei den zwei Versuchen geblieben. Immer mehr Nachbarn melden sich mit ähnlichen Vorfällen. „Wir haben viele informiert und wollen noch mehr Anwohner erreichen, damit hier hoffentlich bald Ruhe einkehrt oder die Nachbarn zumindest sensibilisiert sind”, hoffen Schmalmack und Heidenreich.
Kameras schrecken die Täter nicht ab
Der letzte bekannte Vorfall stammt vom 24. Januar – erneut wird Helge Schmalmack „besucht“. Wieder sind die Autos das Objekt der Begierde, wieder ist es früh am Morgen. „Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was passiert, wenn meine vierjährige Tochter morgens die Brötchen reinholt und ein Fremder vor ihr steht“, sagt der zweifache Vater. Es sei ein ungutes Gefühl, dass da jemand ums Haus schleiche. Man fühle sich hilflos, denn auch Kameras und Bewegungsmelder schrecken die Täter offensichtlich nicht ab.
Die Polizei ermittelt
Natürlich haben die beiden ihre Beobachtungen und Aufzeichnungen der Polizei gemeldet. „Wir ermitteln strafrechtlich”, bestätigt Kai Richter die Vorfälle in Oedeme. Jedoch seien das nicht die einzigen im Stadtgebiet: „Wir gehen von verschiedenen Tätern oder Tätergruppen aus”, erklärt der Polizeisprecher. Einbrüche in Autos, vor allem im östlichen Stadtgebiet, seien ein aktuelles Schwerpunktthema. Es sei zwar schon zu Festnahmen gekommen, dennoch hofft Richter auf noch mehr Hinweise: „Kamerabilder sind gut, aber auch Beobachtungen sind enorm wichtig.” Wer etwas Verdächtiges bemerke, solle sofort die 110 wählen. So könne man die Täter eventuell noch auf frischer Tat ertappen. Bis dahin herrscht im Rosenkamp weiter Unruhe.
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