
Lüneburg. In Lüneburg buhlen der Marktführer Telekom und lokale Unternehmen um Breitband-Kunden. In den Ortschaften Ochtmissen und Oedeme treiben aktuell die kleine Lünecom und der Telekommunikationsgigant Telekom den Glasfaserausbau voran.
Wie mehrere Anwohner übereinstimmend berichten, wird das schon von der Unternehmensgröße her ungleiche Duell wohl nicht nur mit fairen Mitteln ausgetragen.
Halb- und Unwahrheiten
Denn während die Lünecom seit Wochen über Subunternehmen Glasfaserleitungen verlegen lässt, schickt die Telekom Außendienstler von Tür zu Tür. Und diese Vertreter sollen es beim Kampf um Vertragsabschlüsse mit der Wahrheit nicht ganz so genau nehmen. So berichtet es zum Beispiel Johann S. (Name geändert) aus Ochtmissen: „Bei uns waren mittlerweile vier verschiedene junge Männer an der Tür. Die hatten zwar alle Visitenkarten von der Telekom, haben aber nicht gerade mit Expertenwissen geglänzt.“ Vielmehr hätten sie Halb- und Unwahrheiten verbreitet und den lokalen Konkurrenten madig gemacht. S.: „Ich habe bei der Lünecom schon einen Breitbandvertrag abgeschlossen. Also erzählte man mir, den könne ich jederzeit wieder kündigen. Die Lünecom würde ihre Quote gar nicht erreichen und daher nicht bauen. Als ich aber auf die Leitungsarbeiten und die Bagger bei uns im Viertel hinwies, behauptete man, das seien Arbeiten für das Telekom-Netz.“ Dabei stünde an den neuen Verteilerkästen schon deutlich, dass sie von der Lünecom seien.
Gibt schon mehrere Beschwerden bei der Telekom
Dass Johann S. nur einer von vielen zu sein scheint, die Besuch von Außendienstlern des Marktführers hatten, beweist ein Besuch im Telekom-Laden in der Bäckerstraße. „Sie sind längst nicht der Erste, der sich beschwert. Und garantiert auch nicht der Letzte“, sagt ein junger Mitarbeiter. „Ranger“ werden die Vertreter hier genannt. Beschwerden tippen die Berater in ein extra eingerichtetes Tool des Kundensystems.
Auch Konkurrent Lünecom ärgern die Methoden. Geschäftsführer Richard Krause betont: „Fairness und Transparenz sind Werte, die uns als Lünecom sehr wichtig sind. In persönlichen Gesprächen legen wir Wert auf Professionalität, um Kunden umfassend zu informieren – und das sollte auch bei anderen Anbietern der Standard sein.“
Mit einer Postwurfsendung an Bewohner in Ochtmissen und Oedeme will die Lünecom in den kommenden Tagen aufklären. Der Lünepost liegt das Schreiben bereits vor. Unter der Überschrift „Lasst Euch keinen Bären aufbinden!“, heißt es darin: „In den vergangenen Wochen haben Euch möglicherweise Vertriebsmitarbeitende eines anderen Telekommunikationsanbieters besucht. Viele von Euch haben uns berichtet, dass dieser Anbieter leider Falschinformationen über uns verbreitet.“ Dann folgen diverse Richtigstellungen zu den Aussagen der Telekom-Vertreter und dieses Versprechen: „Ihr könnt Euch auf uns verlassen, denn wir halten unser Versprechen: Wir bauen in Lüneburg bereits Glasfaser aus – und das ohne Quote!“
Und was sagt die Telekom? Sprecherin Stefanie Halle bestätigt auf Anfrage: „In den Ausbaugebieten sind bis Ende Februar Mitarbeiter im Direktvertrieb unterwegs.“ Dafür arbeite man seit Jahren mit der Firma Ranger zusammen. Die Sprecherin betont: „Der Direktvertrieb ist ein wichtiger Kanal, der den Kunden eine umfassende Beratung bei sich zu Hause bietet und daher sehr geschätzt wird.“ Die aktuellen Beschwerden nehme der Konzern nun jedoch zum Anlass, „die Beobachtungen und die Eindrücke aus Lüneburg umgehend mit dem Unternehmen Ranger zu besprechen und gegebenenfalls im Einzelfall nachschulen zu lassen“.