
Lüneburg. Axel Prahl kommt nach Lüneburg! Brummelig und norddeutsch, so kennen Millionen den Schauspieler in seiner Rolle als Kommissar Frank Thiel im Münster-Tatort. Dass er auch als Musiker Beeindruckendes leistet, wissen noch nicht ganz so viele. Am 26. Juli kommt Axel Prahl mit dem Inselorchester ins Lüneburger Kulturforum. LP-Redakteurin Jenny Borchardt sprach vorab mit dem 63-Jährigen – über Lüneburg, den „Tatort”, die erste Band und die „Roten Rosen” …
Herr Prahl, leider schaffen wir es nur telefonisch mit unserem Interview. Wo erwische ich Sie gerade?
Prahl: „Ich bin gerade bei mir zuhause und fröne des Sonnenscheins sommerlicher Temperatur. Es sind jetzt schon 18 Grad hier im Brandenburgischen – Temperatur steigend. Ich habe lange Zeit in Berlin gelebt, aber das ist mir mittlerweile zu hektisch und zu laut.”
Sie machen Musik schon länger als die Schauspielerei. Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Prahl: „Das ist mir quasi in die Wiege gelegt. Ich war 15 Jahre alt und habe anderen das Gitarrespielen beigebracht. Dann war ich Teil einer Folkband und gründete später die Band „Impuls”. Ich musste aber schnell feststellen, dass der Beruf des Musikers ein schwer zu erwirtschaftendes Brot ist. Irgendwann stellten sich dann die Weichen zum Schauspiel – aufgrund des schnöden Mammons, weil der mich zu dieser Entscheidung zwang.”
Wann war der Moment, als die Entscheidung zur Schauspielerei fiel?
Prahl: „Ich war damals am Kieler Theater engagiert und im dritten Jahr an der Schauspielschule beschäftigt. Beim Theater verdiente ich monatlich 1000 D-Mark. Da dann kurze Zeit später auch noch die Vaterschaft auf mich zukam, war ich gezwungen, Geld zu verdienen. So kam es, dass ich mich für die Schauspielerei entschied.”
Erzählen Sie uns doch mal genauer, wie das damals in der Band so war …
Prahl: In Hamburg steht auf der Zufahrtstraße zur Autobahn, in Richtung der Elbbrücken, ein Hochhaus mit einem großen Mercedes-Stern obendrauf. Im obersten Stockwerk dieses Hochhauses hatten ‚Ougenweide‘ ihr Studio. Da durften wir mit „Impuls“ proben. Unser erster Job war für den NDR. Allein die Spritkosten für die Fahrten nach Hamburg zur Probe kosteten mich knapp 300 Mark. Nach dem besagten Konzert bei Dethardt Fissen sagte ich dann: ‚Freunde, ich schaffe das nicht mehr, ich muss aussteigen.‘”
Sind Sie nun ein musizierender Schauspieler oder ein schauspielernder Musiker?
Prahl: „Diese Kategorisierung gibt es nur in Deutschland. Die Amerikaner haben da kein Problem. Da hat das eine nichts mit dem anderen zu tun. Nur insofern, dass Sprache auch Musik ist. Also um einen Dialekt wiedergeben zu können, muss man auch ein sehr gutes Gehör haben.”
Wie sehr prägt die Arbeit für „Tatort” Ihr Leben?
Prahl: „Ich müsste lügen, wenn ich behaupten wollte: gar nicht. Eigentlich ist es wie alle Dinge im Leben: Es hat seine Vorteile und seine Nachteile. Wenn ich zum Beispiel dringend einen Handwerker brauche, kann es ein Vorteil sein.” (lacht)
Verstehe. Waren Sie denn schon mal in Lüneburg?
Prahl: „Ja, und es ist ein wunderschöner Ort. Ich bin leider viel zu selten dort.”
Ihr „Tatort-Vater“ Klaus-Dieter Clausitzer dreht ja hier in Lüneburg bei den „Roten Rosen“. Erzählt er Ihnen manchmal davon?
Prahl: „Ich hoffe, er kommt zu meinem Konzert, wenn er eh da ist und drehen muss. Klaus-Dieter ist ja nicht mehr 60. Pro Tag eine Folge mit Unmengen an Text – das ist wirklich erstaunlich. Aber er hat ein sehr schönes Appartement und genießt die Natur rundherum.”
Im Kulturforum stellen Sie Ihr Album „Mehr“ vor. Auf was dürfen sich die Zuhörer freuen?
Prahl: „Das wird eine musikalische Weltreise – mit einem zehnköpfigen Orchester. Bratsche, Violine, Cello bis hin zu Kontrabass – da ist richtig was los auf der Bühne.”
Wollen Sie in 20 Jahren eigentlich immer noch als Tatort-Kommissar ermitteln?
Prahl: „Ich habe so viele wunderschöne Filme gemacht (Anm. d. Red. „Nicht alle waren Mörder“, „Eisland“). Manchmal wünschte ich, sie würden mehr Aufmerksamkeit bekommen. Der Tatort ist natürlich auch etwas wie Tradition. Er hat etwas Rituales, etwa wie das letzte verbleibende Lagerfeuer, vor dem man sich versammelt.
Also in 20 Jahren – das geht schon aus rein biologischen Gründen gar nicht. Normalerweise gehen Hauptkommissare mit 63 in Rente. Aber ich bin ja zum Glück erst 55. Das behaupte ich einfach mal …”
Herr Prahl, vielen Dank für das unterhaltsame Gespräch! Zum Schluss noch ein Gruß an unsere Leser?
Prahl: „Ja, gerne. Bleiben Sie gesund! Ich freue mich außerordentlich auf dieses Konzert. Und vergessen Sie auch mal für einen Moment den Alltag und gönnen Sie sich und Ihren Liebsten etwas Gutes.“