
Lüneburg. Es sind schlimme Bilder, die uns seit Montagmorgen aus dem Südosten der Türkei und aus Syrien erreichen. Mehrere Erdbeben haben die Region ins Chaos gestürzt. Straßenzüge und komplette Dörfer stürzten ein. Die Zahl der Toten wird ständig nach oben korrigiert. Dienstagnachmittag lag sie bei über 5000.
Das Leid der Erdbebenopfer ist auch in Lüneburg angekommen – bei vielen Türken und Syrern, die hier leben und um ihre Angehörigen bangen. Viele haben Verwandtschaft in der Region rund um die Stadt Gaziantep, wo mehrere Erdstöße die Stärke 7,5 auf der Richterskala erreichten.
Kaum Nachrichten aus der Heimat
Cengiz ist einer von ihnen. „Das Erdbeben hat die Menschen aus dem Schlaf gerissen“, erzählt er, während parallel sein Handy klingelt. Am anderen Ende ist seine Schwester aus Adiyaman, einem Ort mitten in der Krisenregion: „Sie und mein Onkel haben unsere Großeltern aus den Trümmern gerettet, sie befinden sich im Krankenhaus“, berichtet er. Über Whatsapp prasseln unaufhörlich Fotos aus der Heimat auf sein Smartphone. Cengiz zeigt ein aktuelles Bild: „Alles kaputt, komplett zerstört, unser Haus besteht nur noch aus Trümmern. Es ist unvorstellbar, was dort passiert ist.“ Der Mitarbeiter eines Lüneburger Cafés erzählt: „Ich warte auf Lebenszeichen meiner Angehörigen, doch die Verbindung ist so schlecht. Ich weiß gerade nicht, was los ist, wo sie jetzt sind.“ Dann bricht Cengiz ab, sein Handy klingelt – wieder ein Anruf.
Nach und nach zeichnet sich das Ausmaß der Katastrophe ab. Auch in Syrien gibt es viele Todesopfer. Von dort, aus der Stadt Aleppo, kommt Mahmoud Sergien. Er lebt seit zehn Jahren in Lüneburg, arbeitet in einem Barber-Shop. „Seit zwei Tagen laufen die Menschen auch in Aleppo auf den Straßen umher, auch meine Mutter.“, berichtet er. „Ich mache mir große Sorgen um sie, sie hat in der zweiten Etage gewohnt.“ Sie hat überlebt, aber ihre Wohung ist nicht mehr sicher: „Risse in den Wänden zeigen, wie instabil die Gebäude sind.“ Die Bausubstanz ist schlecht, der Bürgerkrieg hat Spuren hinterlassen. Und die Werte der Seismographen lassen weitere Beben befürchten.
Warme Sachen für die zerstörte Heimat
Dienstagnachmittag ging man davon aus, dass sich immer noch zahlreiche Menschen unter den Trümmern befinden. Dazu das kalte Wetter und der Schnee. Kurz vor Redaktionsschluss noch ein Treffen mit Cengiz aus der Türkei. Der 36-Jährige ist erschüttert. Er hat schlechte Nachrichten erhalten: „Es ist das Schlimmste passiert: Zwei Kinder aus meiner Familie konnten nicht gerettet werden! Für sie kam jede Hilfe zu spät“, erzählt er. Bereits am Donnerstag will er in die Türkei fliegen: „Ich halte es nicht mehr aus.“ Vorher muss er noch einiges besorgen. Die Schwester hat ihm eine Liste geschickt. Mützen und Handschuhe für die Kinder stehen drauf, dazu Thermounterwäsche für die Frauen. Denn bisher sei noch kein Hilfskonvoi in seinem Heimatort angekommen.
Hier können Sie spenden
Wer den Menschen im Erdbebengebiet helfen möchte, kann z. B. das Spendenkonto von „Deutschland hilft“ nutzen, einem Bündnis renommierter deutscher Hilfsorganisationen wie ASB, Malteser und Johanniter:
Aktion Deutschland Hilft;
DE62 3702 0500 0000 1020 30
BIC: BFSWDE33XXX
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