Ingo Appelt im Interview

Lüneburg. Vorsicht, jetzt wird’s böse: Der Comedian und Provokateur Ingo Appelt kommt mit seinem Bühnenprogramm „Der Staats-Trainer“ am Freitag, 5. Mai, nach Lüneburg und spielt um 20 Uhr im Kulturforum (Gut Wienebüttel). Warum er den Männern am liebsten in den Arsch treten würde und warum betreutes Hassen besser ist, verrät er vorab im Interview mit der Lünepost.

Lünepost: Herr Appelt, mit Ihrem neuen Programm wollen Sie als „Bundesarschtreter“ aufrichten und trösten – wer hat einen Tritt in den Allerwertesten verdient?
Appelt: „Grundsätzlich alle Menschen, die keinen Humor haben. Also alle Radikalen – ob Gender-Geile, Klimaaktivisten, Islamisten oder auch Vegetarier. Es gibt ja immer so diese Beauftragten, die anderen was vorgeben wollen und ich gehe da steil gegen an. Das ist ja mein Auftrag. Seit genau 31 Jahren bin ich schon der Staats-Trainer und trete denen in den Hintern. Also den Leuten, die auf andere herabblicken. Man ist immer so gegeneinander – das stört mich.“

Lünepost: Sie sind bekannt als Provokateur und schießen gerne unter die Gürtellinie. Gibt es dabei Tabu-Themen?
Appelt: „Grundsätzlich würde ich sagen: Nein! Es muss Spaß und Sinn machen. Pubertär unter die Gürtellinie zu treten, das mache ich nicht. Die Provokation dient zur Offenlegung der Stimmungslage. Man erfährt, wie tolerant die Leute wirklich sind. Gerade aktuell heißt es, man darf dies nicht essen, das nicht singen, dort nicht kaufen und so weiter. Das führt zu einer aggressiven Grundstimmung. Ich bin Aggressions-Therapeut, um dagegen anzugehen. Betreutes Hassen mit Ingo Appelt. Ich lasse so richtig die Sau raus und gehe alle Themen an. Alles, was uns so belastet.
Mir geht es nach jeder Vorstellung besser. Mit der aktuellen Nachrichtenlage umzugehen, ist schwierig und macht schlechte Laune. Fernsehen, Internet und die ganzen Medien machen den Menschen zudem Angst und ich halte dagegen. Gute Laune ist angesagt. Mit dem Wahnsinn des Krieges setze ich mich allerdings nicht auseinander. Krieg ist grausam. Darüber kann man keine Witze machen. Ich spreche beispielsweise da-rüber, warum man eigentlich Männer nicht an die Macht lassen darf. Aber das mache ich nur am Rande.“

Lünepost: Sie haben ursprünglich Maschinenschlosser gelernt, haben aber bald Ihr komödiantisches Talent entdeckt. Was war als Kind Ihr Traumberuf?
Appelt: „Ganz früher wollte ich Astronaut oder Schlagersänger werden. Mit 13 Jahren dann schwenkte das um. Ich war ein großer Fan von Otto Waalkes, Mike Krüger, Peter Frankenfeld oder auch Ilja Richter. Was die machten, war lustig und ich fand das einfach gut. Es war ja schon damals sehr viel Lustiges unterwegs. Adolf Tegtmeier, Didi Hallervorden – oder so ein Typ wie Loriot – das war ein Genie. Die haben mich inspiriert.“

Lünepost: Wie hat sich in 31 Bühnenjahren Ihr Humor verändert? Gibt es da eine Form der Altersmilde?
Appelt: „Eigentlich nicht, aber vielleicht ist die Wahrnehmung eine andere. Im Fernsehen findet das, was ich mache, so gut wie gar nicht mehr statt. Da muss ich mich zusammen nehmen – sonst fliege ich raus. Die Redakteure sind nicht mehr wie in den 1990er Jahren. Damals wollte RTL den Skandal. Heute ist es umgekehrt. Dass ein Typ wie Dieter Nuhr so zerlegt wird, ist unglaublich. Anständiger als er kann man nicht sein. Comedy sorgt eben immer für Aufregung und Ärger. Die Leute haben sich früher auch beschwert, aber da mussten sie noch Briefe schreiben. Das war anstrengend. Und die Öffentlichkeit ist auch viel empfindlicher und prüder geworden. „Manchmal möchte ich schon mit dir“, sang Roland Kaiser – um Gottes Willen. Oder „den Nippel durch die Lasche ziehen“ würde heute auch nicht mehr gehen. Ganz zu schweigen von den Schlümpfen: „Der Flötenschlumpf fängt an“. Leute meiner Generation haben den Satz alle in der Birne. Mein Programm ist so eine Art „Best Of“, ein Rückblick mit den besten Sachen aus den letzten 31 Jahren mit Quatsch Comedy Club, RTL Samstagnacht, Angela, Kohl und so weiter. Aber ganz so grobklotzig wie früher bin ich natürlich nicht mehr.“

Lünepost: Ist das Grenzen-Austesten auch ein bisschen eine Mutprobe?
Appelt: „Es hat eher was mit Angeberei zu tun: ‚Ich kann etwas, was ihr nicht könnt.‘ Wir Männer sind ja quasi in einer Dauerbrunft. Wir sind ständig am Gockeln. Wir sind immer in der Balz und deswegen verhalten wir uns, wie wir uns verhalten. Daher ständig dieses Streben nach Aufmerksamkeit bei Frauen und die Gewalt. Live auf der Bühne ist das aber einfacher, denn die Leute sind total scharf drauf. Die haben die Schnauze voll von diesem ganzen Korrektsein – es ist richtig, aber es ist anstrengend. Das macht auch oft wütend. Der Wutpegel in der Gesamtbevölkerung ist höher. Humor hilft, mit solchen Aggressionen umzugehen. Wir gehen erlöster und entspannter aus einer Show. Das ist es, was ich erreichen will.”

Lünepost: Sind Sie eigentlich jemand, der gerne seinen Geburtstag feiert?
Appelt: „Nein! Ich habe meinen Geburtstag am 20. April im kleinen Kreis mit meiner Familie gefeiert. Ich hab es gerne klein. Obwohl ich ein guter Gastgeber bin. Ich spiele gerade unheimlich viele Termine nach. Oft bin ich auf so kleinen Bühne mit maximal 200 Plätzen. Das macht Spaß und erdet mich sehr, weil es direkter und ehrlicher und viel lustiger ist.

Lünepost: Was würde der „Bundesarschtreter“ jetzt gerne noch den Lüneburgern sagen?
Appelt: „Wenn ihr einfach mal lachen wollt geht zu Ingo Appelt. Alles gut und habt keine Angst!“

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