
Lüneburg. „Gehen Sie Pfand sammeln und werden Sie glücklich beim Pfand sammeln.“ – Mit diesem Satz hatte Lüneburgs Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch bei der Stadtfest-Eröffnung am vorigen Freitag auf einen angetrunkenen Störenfried reagiert.
Was folgte, war zu erwarten: Über Social Media erntete die Verwaltungschefin teils heftige Kritik. Auch wenn der Betrunkene die OB zuvor wüst angegangen war und von den Sicherheitskräften lange niemand eingeschritten war, störte viele die für eine Oberbürgermeisterin wenig souveräne Aktion.
Kalisch sucht das Gespräch
Kalisch gibt den Kritikern recht: „Ich habe mich über mich selbst geärgert, hätte gerne anders reagiert.“ Sie habe sich aber auch geärgert, dass jemand die Veranstaltung sprengen wolle: „Ich bin für eine gute Streitkultur, aber zwei ausgestreckte Mittelfinger – das geht gar nicht!“
Auslöser des Ärgers war der Unmut in der Trinker- und Drogenszene über ein angebliches Pfandsammel-Verbot aus dem Rathaus. Im sanierten Clamartpark soll künftig nicht mehr nach Leergut gesucht werden, dieses Gerücht machte zuletzt unter Sammlern die Runde. Eine Fehlmeldung, wie die OB sagt. Vielmehr setze sie sich für diese Menschen ein: „Wir haben die Sammelringe aufgestellt und werden noch weitere Ringe für das Leergut anbringen.“ Was Claudia Kalisch wichtig ist: „Es tut mir leid für diejenigen, die ich mit meinen Worten getroffen habe.“
Pfand sammeln wird nicht verboten
Nach dem Stadtfest hat sie das Gespräch mit Betroffenen gesucht. Am Dienstag besuchte sie mit einem Streetworker Szene-Treffpunkte im Clamartpark und am Sande, machte Gesprächsangebote. Auch der Pöbler von der Stadtfest-Eröffnung war zu dem Zeitpunkt auf dem Platz. Einem Gespräch mit der Oberbürgermeisterin ging der Mann jedoch aus dem Weg.