
Landkreis. Es ist dunkel, es ist nieselig, die Sicht fällt schwer. Verkehrsteilnehmer, egal ob im Auto, auf dem Fahrrad oder dem E-Scooter, müssen jetzt im Herbst wieder besonders gut aufpassen. Und vor allem sollten sie gut sichtbar sein. „Gerade übersah ich fast einen E-Scooter, der in der Dunkelheit, ohne Licht und komplett schwarz gekleidet unterwegs war“, berichtete eine Autofahrerin diese Woche der Redaktion. „Warum haben die keine gelben Westen an? Könnte das nicht Pflicht werden?“, fragt sie. Denn anders als in Frankreich, Spanien, Ungarn und Italien gibt es in Deutschland keine Warnwestenvorschrift für Radfahrer oder für diejenigen, die mit dem E-Scooter unterwegs sind.
Wer sicher sein möchte, sorgt vor
Die Lünepost gibt diese Frage weiter, u. a. an den Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC) in Lüneburg, der ausschließlich für Radfahrer spricht: „Die Frage einer Tragepflicht für Gelbwesten ist beim ADFC bisher nicht diskutiert worden“, sagt Claudia Koops vom Kreisverband Lüneburg. „Grundsätzlich verweisen wir darauf, dass die Straßenverkehrsordnung bereits hinreichende Anforderungen an die Verkehrssicherheit von Fahrrädern stellt wie etwa Vorder- und Rücklicht, Reflektoren vorn, hinten und an den Speichen bzw. integrierte Reflektorstreifen im Reifen.“ Damit seien Fahrräder gut erkennbar, auch bei Dunkelheit, findet Claudia Koops. Sie betont: „Jeder Radfahrende sollte diese Schutzausstattung seines Fahrrades aus Eigeninteresse vollständig am Rad haben.“ Zudem gebe es mittlerweile viele Accessoires, die die Sichtbarkeit zusätzlich verbessern, wie vollständig reflektierende Jacken und Rucksäcke, Licht im Helm und vieles mehr. „Radfahrende, die sich der Gefahren der dunklen Jahreszeit bewusst sind, ergänzen die verpflichtenden Elemente der Straßenverkehrsordnung bereits. Dies machen auch viele in Lüneburg“, sei die Erfahrung des ADFC. Daher sei eine Warnwestenpflicht nicht nötig: „Rechtlich ist aus Sicht des ADFC insofern alles getan, um die von Ihnen erkannte Problematik zu regeln. Weitere Regeln würden diejenigen, die diese Verpflichtungen bisher ignorieren, vermutlich auch nicht zum Tragen einer gelben Weste ‚motivieren‘“, meint die ADFC-Sprecherin.
Gut sichtbar für die eigene Sicherheit
Und wie sieht es die Polizei? „Eine Pflicht wäre grundsätzlich eine gute Sache“, sagt Pressesprecher Kai Richter. „Doch dafür müsste natürlich auf Bundesebene die Straßenverkehrsordnung geändert werden. Danach sieht es aber momentan nicht aus.“ Grundsätzlich appelliert er an alle Rad- und E-Scooterfahrer: „Bitte kleiden Sie sich so, dass man Sie gut erkennen kann. Das bedeutet: Sorgen Sie neben Licht am Rad bzw. Scooter auch für Reflektoren an der Kleidung, an Rucksäcken oder Helmen und kleiden Sie sich am besten hell. Denn schließlich geht es um Ihre eigene Sicherheit!“
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