In der Garderobe von Sascha Grammel

Kurz vor seinem Auftritt in der LKH-Arena lud Sascha Grammel die Lünepost in seine Garderobe ein. Foto: sst

Lüneburg. Sascha Grammel füllt mit seinen sprechenden Puppen Deutschlands größte Hallen. Vorigen Freitag sorgte er mit seinem neuen Programm „Wünsch dir was!“ für ausverkaufte Reihen in der Lüneburger LKH-Arena. Kurz vor seiner Show nahm sich der sympathische Comedian Zeit für ein Interview mit LP-Redakteurin Jenny Borchardt.

LÜNEPOST: Wo kommen Sie denn gerade her?
Sascha Grammel: „Aus Hamburg. Da habe ich meinen alten Bauchredner-Kumpel Andreas Römer. getroffen. Das war der erste, den ich damals – wo ich selbst noch gar kein Bauchredner war – gesehen habe. Er ist Hamburger und wir haben uns bestimmt vier Jahre nicht gesehen. Wir waren bis halb drei am Bauchreden …“

LÜNEPOST: In ein paar Minuten geht‘s los. Wie fühlen Sie sich?
Grammel: „Ich bin ein bisschen müde. Wir waren ja schon drei Tage unterwegs. Normalerweise haben wir abends die Show und alles ist gut. Aber jetzt sind wir tagsüber noch am Texte umschreiben, überdenken, Sachen umstellen, ausprobieren – und ich werde ja auch nicht jünger (lacht).“

LÜNEPOST: Was ist Ihr Geheimrezept gegen Nervosität – also kurz vor Ihren Auftritten?
Grammel: „Ich habe mal gehört, dass es gut ist, wenn man sich so ein bisschen erdet. Einfach mal die Augen zumachen, hinstellen und sich darauf konzentrieren, dass man mit dem Boden verbunden ist – also ich bin weit weg von Esoterik, aber wenn man einfach mal kurz bei sich ist. Ich merke aber, gerade bei einer neuen Show: So ganz abschalten kann man die Nervosität nicht, aber ich habe gelernt, mit ihr zu leben. Früher hat mich das gelähmt und ich bin ganz komisch geworden.“

LÜNEPOST: Sie sind in Deutschland der bekannteste Bauchredner und Puppenspieler und auch derjenige, der diese Art von Comedy groß gemacht hat. Wie schaffen Sie es, in schwierigen Zeiten wie aktuell Ihre Leichtigkeit zu behalten?
Grammel: „Ich habe angefangen, das Radio und den Fernseher auszustellen und weniger Zeitung zu lesen. Die Show ist unfassbar albern geworden. So albern war ich – glaube ich – noch nie. Bei manchen Nummern habe ich überlegt, ob man das wirklich so machen kann, weil es schon sehr klamaukig ist. Es ist nicht doof, es ist auch Vieles um die Ecke gedacht. Es gibt ein paar Sachen in der Metaeben wo man nachdenken muss, aber manches eben auch nicht. Ich glaube aber, so schlimm die Welt da draußen wird, desto mehr muss man dagegensetzen. Und das wird gerade wirklich gefeiert.
Aber es ist wirklich schwierig, wenn du morgens aufstehst, die Nachrichten hörst und danach setzt du dich hin und schreibst eine lustige Nummer mit einem Känguru. Es ist schwierig, die Fröhlichkeit in Person zu sein, wenn man ständig diese Negativ-Nachrichten kriegt. Und deswegen übrigens hat die ganze Show ja auch keinen Bezug zur Realität. Alles ist durchdacht und überlegt und wir wollen wirklich einen Raum schaffen, wo mal zwei Stunden nichts von draußen reinkommt. Und das haben wir wieder geschafft.“

LÜNEPOST: Haben Sie eigentlich als Kind mit Puppen gespielt?
Grammel: „Ich habe in der Tat mal Monchichis gehabt (lacht). Ich habe aber auch mit Autos gespielt, ich war da vielseitig interessiert. Puppen fand ich immer toll. Ich fand auch Jim Henson super, die „Muppet Show“ und die Fraggles habe ich geliebt. Es waren schon immer so Kunstwelten, die mich fasziniert haben.“

LÜNEPOST: Der freche Adler-Fasan Frederic Freiherr von Furchensumpf, die als Geldautomat arbeitende Schildkröte Josie oder der leicht vertrottelte Ernährungsberater Prof. Dr. Peter Hacke – wie kommt man auf solch genial-skurrile Figuren?
Grammel:
„Ich komme ja von der Zauberei. Irgendwann hab‘ ich Kontakt zum Bauchreden bekommen und bin da so reingestolpert. Und dann dachte ich: Okay, ich brauche jetzt eine Puppe. Ich habe dann in Amerika eine Firma gefunden, weil ich dachte. wenn ich die da kaufe, hat die hier nicht jeder. Die erste Puppe war auch schon ein Vogel, der hat auch schon geschielt, der hatte aber noch Flügel, war sehr schillernd. Dann hat die Firma irgendwann auch in Europa vertrieben und es musste was eigenes her. Deswegen hat Frederik die Vorgeschichte einer Puppe, die es schon mal gab. Bei Josie war es so, dass ich eben einen Gegenspieler suchte, also einen ganz anderen Charakter. Ich wollte eigentlich eine Schnecke, bin aber irgendwie bei einer Schildkröte gelandet. Und bei Professor Hacke war es so, dass ich über das Thema Ernährung reden wollte – aber ohne den Zeigefinger zu heben. Ich dachte, das wäre lustig, wenn ich mich mit Fastfood selber unterhalte.“

LÜNEPOST: Wie legen Sie den Charakter Ihrer Puppen fest? Gibt es Parallelen zu Personen aus Ihrem Umfeld?
Grammel:
„Es gibt zwei Möglichkeiten. Entweder, dass es zur Puppe passt oder eben nicht. Es kann ja auch ein dicker großer Bär sein, der sehr hoch spricht und ganz niedlich ist. Das ist dann schon witzig an sich. Ich habe mir aber bislang immer die Puppe angeguckt, was die kann, wie die sich bewegt, wie sie aussieht und was eher passen würde.“

LÜNEPOST: Und die Stimmen?
Grammel:
Irgendwann wird es eng mit den Stimmen (lacht). Und wenn man ganz ehrlich ist, dann haben Professor Hacke, Mietze der Fisch und auch Achim das Känguruh haben alle eine ähnliche Stimme. Achim hat eine andere Betonung, Mietze hat Berliner Dialekt und Professor Hacke ist ein bisschen weiter hinten gesprochen. Aber das ist so eine Sauce.“

LÜNEPOST: Zu Ihren Shows kommen alle Altersklassen. Wie gelingt es Ihnen, das Programm für gleichermaßen interessant zu gestalten?
Grammel (lacht):
„Wenn ich das wüsste … Ich mach‘ das nicht für irgendwen. Ich hab ja einfach gemacht, was ich toll oder lustig fand und die Zielgruppe ist von alleine entstanden. Bei der ersten Sendung, die wir geschnitten haben, saß ich mit im Schnitt. Da habe ich eine Omi gesehen mit ihrem Enkel und beide haben gelacht. Und da ich dachte: ‚Boah, wie schön!‘ Ich bin ja groß geworden, da gab es noch ‚Dalli Dalli, ‚Wetten Dass?‘ und ‚Verstehen Sie Spaß?‘. Da saß man auch mit der ganzen Familie und alle haben sich gut unterhalten. Ich mache auch, was scheinbar alle anspricht. Stand-up hab‘ ich mal versucht, das können andere viel besser. Weil – ich tue ja keinem was. Das ist wahrscheinlich langweilig.“

LÜNEPOST: Was macht einen guten Comedian aus? Und was raten Sie jungen, talentierten Komikern, die in Ihre Fußstapfen treten wollen?
Grammel:
„Das Wichtigste ist Machen. Gar nicht so viel nachdenken und überlegen, sondern ausprobieren. Es gibt in Berlin zum Beispiel die ‚Scheinbar‘, da kann man hingehen und sagen: ‚Hallo, ich möchte gerne auftreten.‘ Dann kriegst du ein Getränk umsonst und darfst sieben Minuten auf die Bühne. Dann kommt ein Gong und dann musst du weg. Da sitzen manchmal vier Leute und manchmal 50. Sieben Minuten hält das Publikum auch aus – egal, wer da kommt und was der da macht. Da kriegt man schon mal etwas Herzrasen, das sind schließlich fremde Leute.
Aber in der Familie aufzutreten ist fast noch schlimmer. Die wissen ja alles von dir.

LÜNEPOST: Abseits vom Job als Bauchredner, womit verbringen Sie die meiste Zeit?
Grammel (lacht).
„Ich hab‘ das Gefühl, mit aufräumen Ich bin so ein Chaot, werf‘ alles rum. Mein Schreibtisch sieht auch ganz schlimm aus. Aber ansonsten (überlegt) … ich zeichne sehr gerne. Ich male auch da eher so Comics, bin mit dem iPad ganz gut eingegroovt. Aquarelle und so, das kann ich nicht so gut. Ich bin ja auch an einem Kinderbuch dran –  ich glaube, das erzähle ich schon seit 2011. Die Geschichten sind auch schon fertig. Aber ich wollte es selbst illustrieren und irgendwie kam immer was dazwischen. Irgendwann will ich mal zwei Wochen irgendwohin fliegen und dann einfach jeden Tag zeichnen.“

LÜNEPOST: Kennen Sie eigentlich schon die Salzsau Lüsalie, das Maskottchen von Lüneburg. Fällt Ihnen spontan ein Charakter oder eine Geschichte zu ihr ein?
Grammel:
„Was ist denn eine Salzsau? Also bei Lüsalie habe ich jetzt erstmal an etwas Französisches gedacht (lacht). Je suis Lüsalie. Aber schön weich ist sie. Spontan würde mir einfallen, vielleicht hat sie eine Salzallergie. Das wäre ja schon mal ein Problem. Oder? Weil – man braucht ja um Comedy zu kreieren eigentlich immer ein Problem. Und wenn jetzt ein Maskottchen was mit Salz zu tun hat, aber selbst sich dem Salz fernhalten muss und vielleicht ist dann da immer Zucker drin (lacht) aber süß.“

LÜNEPOST: Herzlichen Dank für das Interview! 

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