
Bardowick. Die Fußballwelt trauert um einen ihrer Größten. Am vorigen Sonntag ist Franz Beckenbauer mit 78 Jahren gestorben. Auch in Bardowick ist die Betroffenheit groß, denn Beckenbauer war seit Ende der 90er Jahre mit der Bardowickerin Heidrun „Heidi“ Burmester liiert. Das sorgte bundesweit für Schlagzeilen – und rund um den Dom für ein wenig Stolz. Das Paar bekam einen Sohn, geboren 2000, und eine Tochter, geboren 2003. Im Jahr 2006 heirateten Franz und Heidi Beckenbauer.
Häufig waren die beiden zu Besuch in Bardowick auf dem elterlichen Bauernhof an der Huderstraße. Franz und Heidi feierten mit Familie Burmester Konfirmationen, Hochzeiten und Geburtstage – mal im Bardowicker Gasthaus „Zum Anker“ oder im Rottorfer Restaurant „Zur Linde“, mal im Brietlinger „Gasthaus Franck“ oder in der Lüneburger „Krone“. Bei diesen Festen wurde auch gern der Beckenbauer-Hit „Gute Freunde kann niemand trennen“ angestimmt. Beckenbauer fühlte sich pudelwohl in der Heimat seiner Frau: „Die Bardowicker verstehen zu feiern“, merkte der „Kaiser“ schnell.
Beckenbauer war TSV-Ehrenmitglied
Und er gab gern etwas zurück von der Zuneigung, die er in Bardowick erlebte. „Franz hat unserem TSV zweimal Geld gespendet. Vor allem hat er dafür gesorgt, dass wir den DFB-Miniplatz für unsere Jugend bekommen haben“, berichtet Bardowicks Fußballobmann Markus Vick.
Zur Einweihung des Platzes kamen Beckenbauer und Heidi. Ein großes Ereignis mit einem Weltstar zum Anfassen. Beckenbauer gab gutgelaunt Interviews und Autogramme, beantwortete Fragen der vielen Fans. „Er hatte keine Allüren, man konnte ganz entspannt mit ihm schnacken“, erinnert sich Markus Vick, der dem Gast ein Weizenbier reichte und mit ihm anstieß: „Prost, Franz!“ Nach dem Gastspiel ernannte der TSV Beckenbauer zum Ehrenmitglied.
Vicks positive Eindrücke kann Rainer Zobel, ehemaliger Spieler und Trainer des Lüneburger SK, nur bestätigen. Er spielte von 1970 bis 1976 zusammen mit Beckenbauer beim FC Bayern München. Bei Zobel steht derzeit das Telefon nicht still. Zeitungen und Radiosender wollen wissen, wie es damals war mit dem Franz.
Der Lünepost erzählte Zobel: „Franz Beckenbauer war ein unglaublich netter Mensch, ein verspielter, jugendlicher Typ. Ich habe nur gute Erinnerungen an ihn. Wir hatten in den ersten Jahren bei Auswärtsspielen immer zusammen ein Zimmer. Nie hat Franz den großen Star und Weltmeister raushängen lassen. Im Gegenteil, er hat mir viel geholfen, mich als jungen Spieler sogar immer zum Training abgeholt.“
Und Beckenbauer machte auch schon mal seinen Einfluss geltend. Zobel erinnert sich: „Bayern-Trainer Dettmar Cramer wollte mich in einem Spiel nicht aufstellen. Beim Spaziergang vorm Spiel sagte Franz zu mir: ,Rainer, heute wie immer. Wenn ich vorgehe, bleibst Du hinten.’ Ich sagte ihm, dass ich gar nicht spiele. Franz war erstaunt. Später in der Kabine stand mein Name dann doch an der Tafel mit der Aufstellung …“
Zobel schwärmt nicht nur vom Menschen Beckenbauer. Als Fußballer bleibt er für ihn der Allergrößte. „Nicht Messi oder Maradona, nicht Pelé oder Ronaldo. Der Beste aller Zeiten war Franz. Denn er konnte außer Torwart alles.“ Mit 18 Jahren hatte Beckenbauer 1964 bei den Bayern debütiert, beim 4:0 gegen den FC St. Pauli schoss er ein Tor – als Linksaußen. „Bei der Weltmeisterschaft 1966 in England hat Franz im defensiven Mittelfeld gespielt, da war er schon richtig gut“, sagt Zobel, „und dann hat er die klassische Rolle des Ausputzers völlig anders definiert, hat als Libero neue Maßstäbe gesetzt.“
„Franz war der größte Spieler aller Zeiten“
Zobel und Beckenbauer holten mit den Bayern sieben Titel. Das verbindet. Sie haben sich später immer mal wieder getroffen, u. a. als Trainer in der Bundesliga – Beckenbauer bei den Bayern, Zobel bei Nürnberg. 2017 sah man sich in München. „Das war bei der Meisterfeier unter Trainer Carlo Ancelotti. Da waren wir ,Bayern-Legenden’ in den roten Trachtenjacken eingeladen.“ Zuletzt sind sich die beiden 2019 auf dem Oktoberfest begegnet. „Wir wollten uns immer mal in Bardowick treffen, doch das hat leider nicht mehr geklappt“, sagt Zobel. Er wird den außergewöhnlichen Fußballer und Menschen Franz Beckenbauer in allerbester Erinnerung behalten – genau wie viele Bardowicker und die Familie Burmester, die um ihren Schwiegersohn und Schwager trauert.