
Lüneburg. „Stop Racism“, „Feministischer Kampftag“, „Love is Love, Mensch ist Mensch“, steht seit ein paar Tagen in knallbunten Buchstaben auf dem Pflaster in der Lüneburger Innenstadt. Wer durch die Bäckerstraße zum Marktplatz geht und von dort durch An der Münze Richtung Grapengießerstraße, wird regelrecht verfolgt von den Botschaften. Auch vor Schaufenstern und Mülleimern machten die Unbekannten nicht Halt (LP berichtete). Die Graffiti-Slogans sollen wohl an den Weltfrauentag erinnern und Bezug zu den aktuell laufenden Wochen gegen Rassismus nehmen.
Farbe lässt sich nicht immer entfernen
So gutgemeint der Inhalt der Slogans auch sein mag, so problematisch ist die Umsetzung der Guerilla-Aktion: Denn die Farbe lässt sich nicht entfernen. Das hat die Lünepost beim Ortstermin mit Wassereimer und Putzlappen festgestellt.
Während die Reporterin vergeblich schrubbt, stoppen immer wieder Passanten und lassen ihren Ärger ab: „Sie machen den Dreck weg, den die anderen hinterlassen haben?“, fragt ein Mann kopfschüttelnd. Sein Tipp: „Mit Felgenreiniger oder Terpentin geht das bestimmt weg.“ Dann schaltet sich ein älteres Ehepaar ein: „Das Ordnungsamt war schon hier. Die haben sich das vom Fahrrad aus angeguckt“, hat das Paar beobachtet. „Die sind jeden Tag in der Stadt unterwegs – wie kann das sein, dass da solche Schmierereien durchgehen?“, fragt die Frau.
Es gab teilweise keine Genehmigungen
Nachfrage im Rathaus: Mitarbeiter der Stadt hätten mittlerweile einige der Sprüche-Sprüher angetroffen und deren Personalien aufgenommen, berichtet Sprecher Florian Beye. Er erklärt: „Als Ordnungsbehörde sind wir bemüht, Graffiti im Straßenraum zu vermeiden. Es gibt auch Aktionen, die genehmigt sind. Dann ist aber auch genau geregelt, wo und mit welchen Farben gesprüht werden darf.“ Dafür gäbe es sogar spezielle Kreidefarbe. Im aktuellen Fall habe laut Sprecher aber keine Genehmigung vorgelegen.
„Das geht so gar nicht!“, sagt auch Kathrin Wolter. Als Programmkoordinatorin „Engagierte Stadt“ steht sie u. a. hinter den Wochen gegen Rassismus. „Unsere Planungsgruppe um Nurka Casanova hat ein fantastisches Programm mit 60 Veranstaltungen erarbeitet. Mit Aktionen wie diesen Schmierereien erreichen wir die Menschen nicht – damit erreichen wir eher das Gegenteil“, ärgert sie sich. Sie vermutet: „Das waren wohl ‚junge Wilde‘, die über das Ziel hinausgeschossen sind. Das kam mit Sicherheit nicht aus der Planungsgruppe.“ Bei einem Nachtreffen will Kathrin Wolter die misslungene Guerilla-Aktion zur Sprache bringen.
Inzwischen hat auch die Polizei Ermittlungen gegen Unbekannt aufgenommen. „Mehrere Bürger haben bereits Strafanzeigen wegen Sachbeschädigung gestellt“, sagt Polizeisprecher Kai Richter.