
Lüneburg. Wer in der Hansestadt Stadtmarketing am Ruder sitzt, hat es traditionell nicht leicht. Immer wieder ist die Lüneburg Marketing GmbH (LMG) in den vergangenen Jahren in die Schlagzeilen geraten. Finanzielle Engpässe und wechselnde Geschäftsführer schienen der Vergangenheit anzugehören, seit Melanie-Gitte Lansmann vor zwei Jahren als Geschäftsführerin übernahm. Nun muss auch sie das Schiff LMG durch eine organisatorisch wie finanziell schwierige Phase manövrieren. Im Interview mit der Lünepost erklärt sie die Probleme und nennt Lösungsmöglichkeiten.
Lünepost: Frau Lansmann, zuletzt ging die Lüneburg Marketing GmbH und deren finanzielle Lage mal wieder durch die Medien. Längst nicht zum ersten Mal. Wie nehmen Sie das wahr – und wie steckt Ihr Team das Ganze eigentlich weg?
Melanie-Gitte Lansmann: „Die finanzielle Lage der LMG ist in den vergangenen Jahren immer wieder durch die Medien gegangen. Wir werden erst im April eine geprüfte Bilanz vorliegen haben. Vorsorglich wurden die Gesellschafter bereits über ein voraussichtliches Defizit informiert, um auch zu prüfen, wie dieses ausgeglichen werden könnte.
Für mich, aber insbesondere für das gesamte Team der LMG, sind die Berichte schon belastend. Die langjährigen Mitarbeiter sind es leider schon gewohnt, dass über ihren Arbeitgeber viel Demotivierendes in den Medien berichtet wird. Schade ist, dass die Lüneburg Marketing GmbH dabei oft nur auf die Veranstaltungsabteilung reduziert wird.“
„Es wird viel Demotivierendes berichtet“
Lünepost: Dann lassen Sie uns doch mal Klartext reden …
Lansmann: „Erstmal vorweg: Insgesamt macht die LMG jährlich einen Umsatz von 1,8 Millionen Euro, den sie in 2023 um 250.000 Euro steigern konnte. Um alle Aufgaben zu erfüllen, benötigt die LMG jedoch noch Zuschüsse der Gesellschafter. Im Vergleich zu 2022 haben wir 100.000 Euro weniger Zuschüsse erhalten.
Insgesamt hat die LMG 18 Mitarbeiter, zehn davon sind in der Tourist-Info von April bis Dezember sieben Tage die Woche tätig. Weitere Aufgabenbereiche sind das Citymanagement, das sich neben der Organisation der Verkaufsoffenen Sonntage auch um die Weihnachtsstadt und Angelegenheiten der Innenstadt kümmert. Der Marketingbereich füllt nicht nur die Website lüneburg.info sondern auch alle anderen Vertriebswege. Er pflegt die Datenbank, produziert Printprodukte und macht Pressearbeit. Im Geschäftsführungsbereich kümmern wir uns um das große Ganze, die Buchhaltung und auch die Lüne-Partnerschaft, die das Standortmarketing verstärken wird.“
Lünepost: Wie und in welchem Bereich sind die finanziellen Probleme diesmal denn vorrangig entstanden?
Lansmann: „Der Veranstaltungsbereich hat mit zwei Großveranstaltungen in 2023 aufgrund der gestiegenen Infrastrukturkosten den größten Verlustanteil.“
Tolles, aber teures Programm beim Stadtfest 2023
Lünepost: Das bedeutet, die anderen Bereiche laufen für sich betrachtet gut?
Lansmann: „Unsere Kostenstellrechnungen ergeben, dass die einzelnen Bereiche durch ihre unterschiedliche Aufgaben- und Einnahmemöglichkeiten auch unterschiedliche Ergebnisse erzielen.“
Lünepost: Zuletzt haben Sie sich nach nur einem Jahr von Ihrem Veranstaltungsmanager getrennt. Der wurde für sein Programm bei ‚Lüneburg feiert‘ im vorigen Jahr sehr gelobt. Was war denn der Grund für die Trennung? Waren die Veranstaltungen und/oder die gebuchten Künstler vielleicht zu teuer? Qualität kostet, das wissen wir ja alle …
Lansmann: „Wir hatten 2023 sehr erfolgreiche Veranstaltungen mit tollem Programm, aber leider auch sehr hohen Kosten, die zum Teil nicht im Voraus kalkuliert werden konnten. Auch deshalb mussten wir uns trennen.“
Lünepost: Und wie geht es nun weiter? Kommen neue Kräfte, überbrücken Sie mit Bordpersonal – oder nutzen Sie die Expertise von gut vernetzten Experten?
Lansmann: „Für ‚Lüneburg feiert‘ ist schon vieles vorbereitet worden. Ich habe ja seitdem ich hier bin auch immer bei der Planung und Umsetzung aller Veranstaltungen mitgewirkt. Das werde ich in diesem Jahr noch verstärken. Wir haben mit dem Bläserklassentag ein großes Highlight für die Veranstaltung und können durch die Nutzung der Synergien Kosten sparen. Von daher wird es ein tolles Festival vom 31. Mai bis 2. Juni auf sechs Bühnen geben! Wir werden verstärkt mit Partnern aus Lüneburg zusammenarbeiten, um alle Aufgaben zu meistern.“
Der kommunale Förderanteil muss steigen
Lünepost: Muss „Lüneburg feiert“ abgespeckt werden?
Lansmann: „Basierend auf den Kosten aus 2023 wurde die aktuelle Kalkulation erstellt. Diese zwingt uns zu einigen Einsparungen, aber wir konnten zusätzliche Partner ins Boot holen und werden auch 2024 ein besonderes Programm umsetzen, das wir in Kürze verkünden werden.“
Lünepost: Warum gibt es in Lüneburg eigentlich keine geförderten Projekte im Stadtmarketing? Andere Städte und Gemeinden bewerben sich doch auch fleißig um Fördermittel. Jüngstes Beispiel ist die Tourist Info in Amelinghausen, die mit geförderten 200.000 Euro saniert wird.
Lansmann: „Die Förderprogramme insbesondere im Tourismus erfordern vom Antragsteller mindestens einen kommunalen Anteil von über 50 Prozent. Den hatten wir seit bestehen der LMG leider nicht (aktuell sind es 32,5 Prozent; Anm. d. Red.). In diesem Punkt muss dringend umgedacht werden.
Deshalb hat Oberbürgermeisterin Claudia Kalisch, die ja zugleich unsere Aufsichtsratsvorsitzende ist, angekündigt, die Gesellschaftsstruktur zu analysieren und die Zukunftsfähigkeit der LMG zu sichern. Den entsprechenden Auftrag hatte sie sich vor dem Gespräch mit den anderen Gesellschaftern vom Verwaltungsausschuss geholt. “