
Lüneburg. Das war deutlich: Mit 0:3 (16:25, 17:25 und 21:25) verlieren die Volleyballer der SVG Lüneburg das Finale im CEV-Europacup gegen Asseco Resovia Rzeszow aus Polen. Die 3200 Zuschauer in der ausverkauften LKH-Arena stört es kaum. Sie feiern jeden Punkt ihrer „Lüne-Hünen“, als wäre es der Titelgewinn.
So laut war es hier wohl noch nie. Zum Start in das erste Europapokal-Finale der Lüneburger Stadtgeschichte brennen nicht nur die Pyrotechniker der SVG ein Feuerwerk zum Einlauf der Lüne-Hünen ab, sondern auch die über 3200 Fans in der LKH-Arena. Den ersten Punkt der Partie machen die Stars von Asseco Resovia, den ersten Finalpunkt der SVG erzielt Xander Ketrzinski. Auch die erste deutliche Führung bei 5:2 holen die Polen. Doch die SVG ist hartnäckig dran, verkürzt auf 5:6. Besonders Nationalspieler Erik Röhrs geht bei jedem SVG-Punkt aus dem Sattel.
Doch die Lüneburger sind nervös – einige Fehler scheinen vermeidbar. Und das nutzt Resovia im vierten Europapokalfinale der Vereinsgeschichte gnadenlos. 6:12 steht es zur Satzmitte, 14:22 schon wenig später – zur Begeisterung der 38 mitgereisten polnischen Fans. Die feiern nach 22 Minuten den ersten Satzgewinn, als US-Legionär Torey Defalco das 25:16 für die Polen erzielt.
Eigengewächs im Europacup-Endspiel
SVG-Coach Stefan Hübner reagiert, bringt Eigengewächs Theo Mohwinkel. Aber den Polen-Express kann hier nichts stoppen: 7:3. Hallensprecher Dirk Böge versucht es mit Galgenhumor: „Die können nicht mehr”, witzelt der Radiomann, als Resovia dann auch mal ein Servicefehler unterläuft.
Doch insgesamt ist es ein Klassenunterschied, besonders beim Block steht Asseco wie eine Wand. Die SVG-Fans beweisen ein feines Gespür für die Situation. Sie feiern ihre Lüne-Hünen nicht für das Spiel, sondern für das, was sie in dieser Saison Außergewöhnliches geleistet haben.
Dann ist die SVG aber plötzlich doch wieder dran – sensationell blockt zweimal Ketrzynski und es steht nur noch 11:13. Eng wird es aber auch jetzt wieder nicht, zu abgezockt treten die Polen in der LKH-Arena auf.
Vor allem der spätere „Player of the Match“ Fabian Drzyga und 2,01-Meter-Mittelblocker Karol Klos setzen ihre Qualitäten ein ums andere Mal gekonnt ein. So zieht Asseco Resovia zum 18:11 davon. Und selbst bei dieser klaren Führung ärgert sich Ami Defalco noch über eine verpasste Annahme.
Zu viele Aufschläge misslingen
Ein Problem der SVG in diesem Finale: Beim Service unterlaufen der Hübner-Truppe einfach zu viele Fehler. Ganz anders Resovias zweiter Legionär, der Franzose Yacine Louati: Er bringt seinem Team das 24:16 und erneut jede Menge Satzbälle. Im zweiten Anlauf ist auch Satz zwei vorbei: 17:25.
Im dritten Durchgang ist es dann endlich soweit: Lüneburg führt das erste Mal in der Partie, weil Drzyga seitlich ins Aus schlägt. Riesenjubel, als Yann Böhme dann auch noch das 3:1 macht. Wenig später steht es 6:3 für Lüneburg – und erstmals muss der italienische Resovia-Coach Giampaolo Medei sein Team zur Auszeit bitten. Plötzlich fällt es dem großen Favoriten dann doch deutlich schwerer, durch den SVG-Block zu dringen. Die Lüneburger Fans wittern das große SVG-Comeback – und ihr Team liefert tatsächlich immer besser ab: 10:8 und dann Erik Röhrs im zweiten Anlauf zum 11:9.
Doch der Gegner aus Polen ist an diesem Abend jederzeit Herr der Lage. Mit Weltklasse-Blocks dreht Resovia den Zwischenstand zum 18:16. Den SVG-Fans scheint es fast egal. Sie genießen sichtlich jeden Ballwechsel dieses CEV-Pokalfinals, auch wenn die Ausgangssituation für das Rückspiel am kommenden Dienstag immer schwieriger wird. Nach einer erfolgreich geblockten Röhrs-Rakete hat Resovia vier Matchbälle. Nummer zwei nutzen die Polen zum letztlich klaren und verdienten 3:0-Erfolg.
Gibt es wieder ein sensationelles Comeback?
Für das Rückspiel am kommenden Dienstag, 19. März (18 Uhr, live bei Sportdeutschland.tv), sind die Comeback-Chancen für die SVG nun natürlich denkbar gering. Doch eines haben die Lüneburger in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen: Wenn keiner mit ihnen rechnet, dann schlagen sie zu. Vielleicht ja auch im Osten Polens …?
Stimmen zum Spiel
Stefan Hübner (Trainer SVG): „Riesenkompliment an den Gegner. Der war uns heute in allen Bereichen überlegen und hat gar keine Schwächen gezeigt. Wir wollten die Sätze eigentlich eng gestalten. Das ist uns im ersten und zweiten Satz nicht gelungen. Trotzdem ist es ein tolles Erlebnis gewesen, besonders für unsere jungen Spieler. Es kann noch mehr Feuer entfachen, dass sie sehen, wo die Reise noch hingehen kann. Vielleicht geht im Rückspiel ja doch noch was.“
Bernd Schlesinger (Co-Trainer SVG): „Wir haben heute mal den Arsch versohlt bekommen. Das tut schon ein wenig weh! Ich hatte das schon befürchtet, weil ich wusste, was für eine Qualität da drüben steht. Wir fahren nach Polen mit dem Ziel, die Sätze enger zu gestalten und einen zu gewinnen.“
Claudia Kalisch (Oberbürgermeisterin): „Es war eine Sternstunde des Sports für Lüneburg! Wenn die Mannschaft zurück ist aus Polen, lade ich sie ins Rathaus ein.“
Für die SVG spielten: Jesse Elser, Maxwell Elgert, Matt Knigge, Erik Röhrs, Joscha Kunstmann, Xander Ketrzinski, Gage Worsley, Yann Böhme, Theo Mohwinkel