
Lüneburg. Mal eben das Glas Wein in guter Gesellschaft, die Flasche Bier zum Fußball oder der hippe Aperol Spritz im Sommer – Alkohol ist in unserer Gesellschaft selbstverständlich. Doch wo hört der harmlose Konsum auf, wann fängt der problematische Umgang an und wie landen Betroffene in der Sucht? Darüber klärt die bundesweite Aktionswoche „Alkohol? Weniger ist besser“ auf.
MPU, bevor der Führerschein gemacht wird?
Auch die Fachstelle für Sucht und Suchtprävention, Drobs Lüneburg, beteiligt sich an der Aktionswoche – mit einem Infostand in der Großen Bäckerstraße am Samstag, 15. Juni, ab 10 Uhr. Lorena Blohm und Rike Wieckhorst, Beraterinnen der Drobs, informieren zum Thema „Wem schadet dein Drink?“: „Es geht zum Beispiel darum, welche Regeln für Alkohol am Steuer gelten, aber auch welche gelten beim Fahrradfahren, beim Fahren von E-Scootern bzw. E-Rädern“, sagt Lorena Blohm. „Denn viele, vor allem junge Menschen, wissen gar nicht, dass sie es riskieren, ihren Führerschein gar nicht machen zu dürfen, wenn sie betrunken auf Rädern oder Scootern erwischt werden.“ Manche müssten schlimmstenfalls sogar schon zur MPU, also zur Medizinisch-Psychologischen Untersuchung, bevor sie überhaupt ihren Führerschein haben.
Rauschbrille zeigt, wie Balancieren mit 1,2 Promille geht
Wie Alkohol wirkt und welchen Einfluss er aufs Reaktionsvermögen hat, zeigen die beiden Suchtexpertinnen anhand von Rauschbrillen, die Interessierte aufsetzen können. „Da können sie testen, wie sich bei einem Pegel von 0,8 oder 1,2 Promille ein Ball fangen oder auf einer Linie gehen lässt“, erklärt Lorena Blohm. Passend zu dem Thema zeigt die Drobs den Film „One for the road“ mit Frederick Lau und Nora Tschirner – aus organisatorischen Gründen allerdings erst im September im Lüneburger Scala-Kino „Der Film richtet sich an Jugendliche ab 16 Jahren und zeigt, was passiert, wenn man betrunken seinen Wagen umparkt und dann dabei erwischt wird.“
Alkohol während der Schwangerschaft ist gefährlich
Am Infostand beraten die beiden Suchtexpertinnen am kommenden Samstag aber auch zum Thema Alkohol in der Schwangerschaft. „Heute weiß man, dass sogar ein kleiner Tropfen schon Auswirkungen auf das ungeborene Leben haben kann, vor allem, wenn er in bestimmten Entwicklungsphasen getrunken wird“, sagt Lorena Blohm. Betroffene leiden von Geburt an unter FASD – Fetale Alkoholspektrumstörung (LP berichtete). „Das kann sich zeigen durch angeborene Fehlbildungen, geistige Behinderungen, Entwicklungsstörungen und extreme Verhaltensauffälligkeiten.“
Wie wichtig die Aufklärung in Sachen Alkohol ist, zeigen die Zahlen, denn die Zahl derer, die sich bei der Drobs Hilfe holen, steigt: „1990 haben wir 641 Betroffene erfasst, 2010 waren es 1166 und 2023 schon 1609 Betroffene“, sagt Lorena Blohm. „Leider ist die Diskussion um das Risiko von Alkohol durch die Diskussion um die Cannabis-Legalisierung zurückgegangen. Doch das Problem Alkohol bleibt in der Gesellschaft – und zwar in allen Schichten.“