Lüneburg. Lillebror hat es sich im Arche-Park zwischen dem Lüneburger Kreideberg und Ochtmissen im sapschigen Matsch gemütlich gemacht. Wobei, der Name Lillebror passt nicht so richtig zu dem Kawenz-Eber, kommt er doch aus dem Schwedischen und bedeutet „kleiner Bruder“.
Eber Lillebror hingegen ist ganz und gar nicht klein, sondern ein beeindruckend mächtiges und prächtiges Rotbuntes Husumer Schwein – eine Haustierrasse, die vom Aussterben bedroht ist. Ebenso beeindruckend, das muss man einfach mal beim Namen nennen, ist seine deutlich sichtbare und prall gefüllte Männlichkeit, die dem Betrachter förmlich ins Auge springt, wenn Lillebor sein Hinterteil zeigt. Und um genau diese geht es in dieser Geschichte.
Bislang gibt es keine anderen Zuchteber
Bislang gibt ein keinen anderen L-Zuchteber im Förderverein Rotbuntes Husumer Schwein. „Jetzt wird der arme Eber auf seine Männlichkeit reduziert“, mag so manch eine Leserin und manch ein Leser denken. Doch Lillebror ist nicht irgendein Schwein mit großer Männlichkeit – er ist der letzte L-Zuchteber seiner Art in Deutschland und deswegen ist es keineswegs oberflächlich, ihn auf die Fortpflanzung zu reduzieren. „Im Verein ‚Rotbuntes Husumer Schwein‘ wird mit vier Eberlinien gezüchtet“, erklärt Tierpflegerin Alina Schrader. „Lillebror gehört zur L-Linie und ist dort der einzige Zuchteber.“
Weil der letzte seiner Art so voll gutem Genpotenzials steckt, passt sein Rufname Vassili auch viel besser zu 300 Kilo prallen Männlichkeit. „So haben ihn die Mitarbeiter getauft“, erklärt Alina Schrader.
Vassili genießt sein Dasein im Arche-Park, hat aber auch hin und wieder eine gewichtige Aufgabe: Er darf dafür sorgen, dass seine Rasse nicht nur erhalten bleibt, sondern auch erweitert wird. Mit anderen Worten: Er darf die Sauen begatten.
Aktuell weilt Kluntje bei ihm. Kluntje ist eine Gastsau aus Schleswig-Holstein. Doch gefunkt hat es noch nicht so recht zwischen den beiden. Denn Kluntje muss noch rauschig werden, so heißt es im Fachjargon, wenn sie Lillebror alias Vassili auf tierische Art vermittelt: „Jetzt darfst du ran“.
Einmal sind sich Vassili und Kluntje schon näher gekommen. Doch so richtig gefruchtet hat die Zweisamkeit im wahrsten Sinn des Wortes noch nicht. Dabei wird Nachwuchs dringend gebraucht: „Das wäre besonders wichtig für Lillebrors Zuchtlinie, weil er ja der einzige Zuchteber ist“, erklärt seine Tierpflegerin. „Es gibt weitere gekörte, also geeignete Tiere, in anderen Linien, und einen weiteren gekörten Sohn von Vassilli, das ist für die genetische Vielfalt aber zu wenig.“
Vassili und Kluntje brauchen noch ein wenig Zeit und benötigen noch ein wenig Zweisamkeit. Doch das wird schon – und dann gibt es vielleicht schon bald Nachwuchs bei den Rotbunten Husumer Schweinen der L-Linie. Vassili sei Dank!
