
Lüneburg/Bardowick. Jens-Peter Schultz (SPD) war sauer. Der Ochtmisser Ortsbürgermeister stand am Donnerstag gerade auf dem Feld, das ein Landwirt an die Firma Manzke verkauft hat, als ihn der Anruf der Presse erreichte. Auf dem Feld schoben Baumaschinen den Mutterboden ab, weshalb bei ihm immer wieder das Telefon klingelte. „Die Bürger sind natürlich verunsichert. Aber hier wird noch nicht gebaut, sondern nur der Baugrund untersucht.“ Das sei notwendig, um die nun anstehenden Gutachten erstellen zu können. Schultz schäumt, dass er als Ortsbürgermeister von den Aktivitäten nicht vorab erfahren hat. „Was ist das für eine Informationspolitik der Stadt?“
Stadt stoppt Bauarbeiten
Diese wurde in den Tagen zuvor schon aus der Verwaltung der Samtgemeinde Bardowick kritisiert. Dort befürchtet man ein höheres Verkehrsaufkommen durch das benachbarte Werk, was die Manzke-Gruppe, die ihr Betonwerk aus dem Hanseviertel in den Norden Lüneburgs verlegen will, bestreitet.
Schon bevor die Baumaschinen auf dem Acker an der A39 in Ochtmissen den Puls hochgehen ließen, hatte Jens-Peter Schultz in der Stadtverwaltung nachgebohrt. Über eine Anfrage wollte er etwa wissen, ob es tatsächlich eine Vereinbarung darüber gibt, dass benachbarte Kommunen bei Verfahren beteiligt werden und warum Ochtmissen in der Vergangenheit nie mit ins Boot geholt worden sei.
Ja, seit 2011 gebe es eine Übereinkunft zur Zusammenarbeit, heißt es aus dem Büro der Oberbürgermeisterin. Allerdings seien Gewerbeansiedlungen nur dann betroffen, wenn sie so viel Lärm oder Schmutz ausstoßen, dass Schutzgesetze greifen. Das sei nicht der Fall. Oder wenn das Gewerbe „erheblichen zusätzlichen Verkehr“ produziert. Auch dies sei bei der Hamburger Straße, über die pro Tag 18.100 bis 18.700 Autos fahren, nicht gegeben. Im Regelfall würden die Nachbargemeinden beteiligt, heißt es in der Antwort des Rathauses, allerdings nicht „bei Vorhaben, auf deren Zulassung ein Rechtsanspruch besteht“. Beim Betonmischwerk sei man der Informationspflicht nachgekommen, meint man in der Verwaltung und verweist auf eine E-Mail an das Bauamt in Bardowick am 3. Juni und auf Infos an den Ortsrat am 29. April 2024.
Die Bardowicker CDU hat in den vergangenen Tagen Banner mit dem Slogan „Kein Betonwerk vor unserer Tür“ geflaggt. Und Jens-Peter Schultz macht keinen Hehl daraus, dass es auch in seinem Ort Skepsis gibt: „Wir klatschen hier keinen Beifall. Aber wir haben Verständnis dafür, dass das Betonwerk aus dem Hanseviertel abgezogen werden muss. Und auch dafür, dass der Standort direkt an der Autobahn für das Unternehmen ideal ist.“ Ideal wäre aber die Anbindung über den vorhandenen Kreisel im geplanten Gewerbegebiet Bardowick. Und so fragte er die Stadt Lüneburg, ob das Betonmischwerk „nicht alternativ“ dort entstehen könnte. Antwort der Stadt: „Möglicherweise wäre das eine Alternative“. Dazu müsste die Firma Manzke allerdings eine entsprechende Anfrage in Bardowick stellen. Bisher gibt es nur den Bauantrag in Lüneburg, der laut Stadt noch geprüft wird.
Am Donnerstag stoppte die Stadt Lüneburg um 17.15 Uhr die Baggerarbeiten. Den Grund erklärte Pressesprecher Florian Beye: „Die Bauordnung genehmigt im Außenbereich Vorarbeiten bis zu einer Fläche von 300 Quadratmetern.“ Um zu unterbinden, dass in Ochtmissen mehr Mutterboden abgeschoben wird, griff das Rathaus ein. Für Diskussionen im Rat ist gesorgt.