Nach der Geburt dem Arzt zugeordnet

Lüneburg. Sanft wiegt Melinda Peters (richtiger Name der Redaktion bekannt) ihren kleinen Ole hin und her, schaut den wenige Wochen alten Säugling liebevoll an. Schwangerschaft und Geburt verliefen reibungslos, nun muss der Kleine nur noch groß werden. Und natürlich möchte die frischgebackene Mutter auch regelmäßig zum Kinderarzt zur U-Untersuchung des Kleinen. „Ich hatte schon vor der Geburt eine Kinderarztpraxis nicht weit von unserem Haus kontaktiert, doch einen Termin bekam ich dort nicht“, erzählt die 28-Jährige, „mir wurde gesagt: ‚Warten Sie, bis das Kind geboren ist, dann bekommen Sie einen Kinderarzt zugewiesen‘.“

Die Mutter stutzte, denn laut Bundesgesundheitsministerium gibt es in Deutschland eine freie Arztwahl. Auf der Internetseite heißt es: „Versicherte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) können in Deutschland grundsätzlich die sie behandelnden Ärztinnen und Ärzte frei wählen.“ Melinda Peters wunderte sich: „Was ist das für eine Liste?“ fragte sie in der Redaktion. Die Lünepost hakte bei Kinderärzten in Lüneburg nach: „Diese Liste, nach der die Kinder den Ärzten nach Geburtsdatum zugeordnet werden, ist eine reine Service-Leistung zum Wohle der Kinder“, erklärt Dr. Annette Henze. Praktiziert werde das Vorgehen mit der Liste schon seit einigen Jahren. „Es hat den Hintergrund, dass es in Kinderarztpraxen immer wieder zu Termin-Engpässen kommt“, erklärt die Medizinerin und erinnert an den Winter mit den hohen Infektionszahlen. „Mit der Zuordnung nach der Liste haben die Eltern die Gewährleistung, dass ihnen auf jeden Fall eine Kinderärztin oder ein Kinderarzt zur Verfügung steht.“

Sollten die Mütter und Väter einen anderen Arzt bevorzugen, könnten sie in der Praxis natürlich nachfragen, ob Termine möglich seien. „Die Arztwahl ist somit gewährleistet.“
In der Realität aber stünden die Chancen schlecht: „Ich vertrete jetzt in der Urlaubszeit schon drei Arztpraxen und gehe selbst bald in den Urlaub“, sagt Dr. Annette Henze. Sie erinnert daran, dass die Praxen nicht nur aus Ärzten bestehen, sondern auch aus Medizinischen Fachangestellten. „Unsere Mitarbeiterinnen haben selber Kinder und wollen Urlaub nehmen. Oder sie arbeiten nur in Teilzeit. Und außerdem gibt es auch auf diesem Gebiet einen Fachkräftemangel.“ Das alles führe dazu, dass einige Praxen keine oder kaum noch neue Patienten aufnehmen können. „Nur selten gibt es noch Phasen, in denen wir Kinder annehmen.“

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen hat man von dieser Listenregelung noch nichts gehört: „Rechtlich gesehen ist das eine Grauzone“, sagt Pressesprecher Dr. Uwe Köster. „Wir wissen aber, dass nicht nur in Lüneburg die Kinderarztpraxen kaum noch Termine vergeben können. Einige Praxen nehmen kaum noch neue Patienten auf.“ Das Modell mit der Liste sei nicht mit der Kassenärztlichen Vereinigung abgesprochen. Köster: „Die KVN hätte es auch nicht geduldet.“ Aber die KVN sehe diese Liste als Übergangszeit für vertretbar. „Die Praxen stehen enorm unter Druck und versuchen, den Patientenandrang irgendwie auf mehrere Schultern zu verteilen“, sagt Köster, „dennoch werden wir in Kürze Gespräche mit den Lüneburger Kinderärzten darüber führen.“

Insgesamt gibt es für die Lüneburger Region 14 Kinderärzte. „Davon sind allein fünf hochspezialisiert, deshalb fallen sie aus der Allgemeinversorgung raus.“ Außerdem sei zu beobachten, dass die Patientenströme sich nicht gleichmäßig verteilten. „Einige Ärzte werden häufiger kontaktiert als andere.“ Was für Mutter Melinda Peters erschwerend dazukommt: Momentan ist Ferienzeit. „Ich habe bei dem mir zugewiesenen Arzt angerufen, die Praxis ist jedoch im Urlaub.“ Doch auch bei der Urlaubsvertretung habe sie keinen Termin bekommen. Was sie außerdem besorgt: „Die U-Untersuchungen müssen innerhalb eines bestimmten Zeitraumes vollzogen werden. Was, wenn ich den nicht einhalten kann?“
Die Lünepost fragte bei der KVN, ob es in Lüneburg überhaupt ausreichend Kinderärzte gibt? Pressesprecher Köster: „Es gibt in Lüneburg keine Unterversorgung bei den Kinderärzten. Die Region ist für eine weitere Niederlassung gesperrt.“ Sprich: Eine neue Kinderärztin oder einen neuen Kinderarzt wird es vorerst nicht geben.

Melinda Peters hat erst Ende dieses Monats einen Termin für Ole bekommen. Sie hat sich damit abgefunden, fiebert dem Termin dennoch entgegen: „Ich habe eine paar Fragen zur Kindesentwicklung und möchte doch einfach nur hören, dass mein Kind gut und gesund gedeiht.“ Ihr ist wichtig: „Werdende Eltern sollten über die Situation mit der Liste Bescheid wissen.“

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