
Bardowick. Ein komplettes Geschirr-Set ohne Macken. Eine Jalousie, neu und originalverpackt. Ein Kinderstuhl, der noch völlig in Ordnung ist und ein vollständiger Ratschenkasten – all das wollten die Besitzer bei der Gesellschaft für Abfallwirtschaft (GfA) in Bardowick entsorgen.
Doch anstatt in den Müllcontainern der Deponie zu landen, werden Geschirrset, Jalousie, Kinderstuhl und Ratschenkasten zukünftig im Sozialkaufhaus „Fundus“ in Dahlenburg angeboten.
GfA hat neuwertige Haushaltswaren, Elektrogeräte, Werkzeug und Deko im Blick
„Uns blutet manchmal das Herz, wenn wir sehen, was bei uns alles entsorgt werden soll“, sagt Katja Richter von der GfA und denkt vor allem an neue, originalverpackte und funktionierende Dinge, die zerschreddert werden sollten. „Daher haben wir uns überlegt, wie wir diesen Produkten ein zweites Leben einhauchen können.“ Durch ein Projekt mit Studentinnen und Studenten der Leuphana-Universität Lüneburg kam der Kontakt zu der Institution Job.sozial. Die Gesellschaft bürgerlichen Rechts betreibt neben dem Fundus auch das Kaufhaus „Zeughaus“ in der Lüneburger Innenstadt. „Unsere Kooperation steckt noch in den Kinderschuhen“, sagt Katja Richter. Seit etwa vier Wochen sammelt die GfA Haushaltswaren, Elektrogeräte, Werkzeug und Dekoartikel für das Sozialkaufhaus Fundus.
Und so funktioniert die Kooperation: „Wenn die Kundinnen und Kunden ihren Abfall bei uns entsorgen, schauen wir GfA-Mitarbeiter uns generell genau an, was entsorgt werden soll, um die Abfallkosten einzuschätzen“, erklärt Matthias Friede von der GfA. Inzwischen schauen die Mitarbeiter, ob das ein oder andere Abfallprodukt noch gerettet werden kann. „Gerne erklären wir den Lieferanten dann, warum wir den Müll so intensiv unter die Lupe nehmen oder fragen sie, ob Elektrogeräte noch funktionieren“, sagt Katja Richter. In den letzten Wochen kamen schon neun Kubikmeter vermeintlicher Müll zusammen, der nun verwertet wird.
„Es kommen auch diejenigen, die bewusst Ressourcen schonen möchten.“
„Wir freuen uns riesig über die Kooperation mit der GfA“, sagt Andrea Exner von Job.sozial. „Denn während die einen zu viel von allem haben, haben andere zu wenig.“ Doch nicht nur die Bedürftigkeit ist groß: „Viele Menschen haben mittlerweile ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit bekommen“, so die Erfahrung von Andrea Exner. „Nicht nur die bedürftigen Menschen kommen ins Fundus oder ins Zeughaus, sondern auch diejenigen, die bewusst Ressourcen schonen möchten.“
Sowohl im Fundus als auch im Zeughaus arbeiten Langzeitarbeitslose. Unterstützt werden sie von Ehrenamtlichen sowie von Mitarbeitern von Job.sozial. Es gilt das Jedermann-Prinzip: „Jeder darf kommen und bei uns einkaufen“, erklärt Andrea Exner. Allerdings: Es gibt zwei verschiedene Preise. „Bedürftige Menschen erhalten nach Vorlage von entsprechenden Formularen wie Bafög, Wohn- oder Bürgergeld eine Kundenkarte und zahlen dann den roten niedrigeren Preis. Alle anderen den regulären schwarzen Preis.“
Während im Zeughaus in Lüneburg hauptsächlich Bekleidung für Kinder und Erwachsene angeboten wird, sind im Sozialkaufhaus Fundus in Dahlenburg Haushaltswaren, Spielzeuge, Elektrogeräte und Möbel erhältlich. „Hier haben wir bessere Lagerkapazitäten als in Lüneburg“, erklärt Andrea Exner.
Natürlich nehmen die Teams auch Spenden direkt entgegen, auch gerne größere Möbel. „Im Zeughaus, das ausschließlich Kleidung annimmt, gilt die Devise: Zwei Säcke Bekleidung pro Haushalt abgeben. Für das Fundus gilt: „Wer größere Möbel spenden möchte, sollte uns vorher auf jeden Fall kontaktieren und vielleicht sogar ein Foto schicken“, rät Andrea Exner.
Weitere Infos unter www.job.sozial-lueneburg.de, das Sozialkaufhaus Fundus ist erreichbar unter
Tel. (05851) 97 94 20, das Zeughaus unter Tel. (04131) 7 57 13 88.ri