
Bardowick. Alle 15 Minuten erhält ein Mensch in Deutschland die Diagnose Leukämie. Oft völlig unerwartet. Die Suche nach einem passenden Spender oder einer passenden Spenderin ist oft wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Nur ganz selten wird sie gefunden. Jan Mönnich aus Bardowick ist diese Nadel. Er wurde gefunden – und seine Stammzellen könnten für ein 18-jähriges Mädchen aus Großbritannien die Rettung sein.
Mönnich ist ein ganz normaler junger Mann, arbeitet als Techniker im öffentlichen Dienst, achtet auf seine Gesundheit und geht seit knapp zehn Jahren regelmäßig zur Blutspende. „Beim Blutspenden vor etwa vier Jahren konnte man die Typisierung seiner Stammzellen gleich mitmachen. Das kann ja nicht schaden, dachte ich mir“, erinnert sich der 30-Jährige. Also ließ er sich bei der Deutschen Stammzellspenderdatei (DSD) registrieren.
„Das musste alles ganz schnell gehen.“
Vor ein paar Monaten dann die überraschende Nachricht: „Ich habe ein perfektes ‚Match‘ und komme als Spender infrage“, wurde ihm mitgeteilt. Nach dem Anruf folgte ein Brief mit Anweisungen und Röhrchen für Blutabnahmen beim örtlichen Hausarzt. Ein Kurier transportierte das Blut sofort weiter ins Labor. Jan Mönnich erinnert sich: „Das musste alles ganz schnell gehen.“ Beim jungen Bardowicker stieg die Hoffnung, jemandem wirklich helfen zu können. Zu diesem Zeitpunkt wusste er jedoch noch gar nicht, ob und wem seine Stammzellen das Leben retten könnten.
Wieder zwei Wochen später die Bestätigung: Die Blutwerte passten perfekt. Jan Mönnich wird ans Universitätsklinikum in Hamburg überwiesen. Nach einer achtstündigen Voruntersuchung mit EKG, Ultraschall und noch mehr Blutabnahme erhält er die endgültige Bestätigung und einen Spendentermin. „Ich musste mir eine Woche vor der Entnahme Hormonspritzen setzen. Die sind ähnlich wie Diabetes- oder Thrombosespritzen“, erzählt der Bardowicker. Dadurch bildete der Körper mehr Stammzellen. Sich selbst zu spritzen kostete ihn zwar etwas Überwindung – aber der Gedanke daran, für was er sich spritzte, ließ ihn das schnell vergessen.
An diesem Punkt wird parallel auch das Immunsystem des Empfängers komplett auf Null gesetzt. „Wenn man diesen Punkt überschreitet, gibt es kein Zurück mehr“, erklärt Mönnich.
Nach dieser Woche fuhr er wieder in die Hamburger Uni-Klinik. Dort wurden die Zellen aus seinem Blut entnommen. „Ich hatte zwei Kanülen im Arm. An einem haben sie das Blut rausgeholt, am anderen wieder reingetan. Nur ohne die Stammzellen“, erzählt er. Das Ganze sei eigentlich sehr entspannt gewesen, und die Leute alle nett und hilfsbereit.
Jan Mönnichs Stammzellen wurden dann auf dem schnellsten Weg nach Großbritannien transportiert und dort bei der Empfängerin transplantiert. „Für mich war das alles wirklich kein großer Aufwand“, erzählt er. Selbst der Arbeitsausfall, seine Unterbringung, die Anfahrt – alles wurde von der Stammzellspenderdatei erstattet.
Aber wer hat Jan Mönnichs Stammzellen denn nun bekommen? So ganz genau weiß der Bardowicker das weiterhin nicht. Zwei Jahre lang müssen alle persönlichen Informationen anonym bleiben. Spender und Empfängerin können sich über die DSD schreiben, persönliche Daten, Telefon, E-Mail dürfen aber nicht weiter gegeben werden. „Ich weiß nur, dass sie ein 18-jähriges Mädchen aus Großbritannien ist“, sagt Mönnich. Und dass sie aktuell auf einer Isolationsstation liegt.
„Lasst euch registrieren! Es kann jemandem die Chance auf ein zweites Leben geben.“
Erst in rund sechs Monaten bekommt er Bescheid, wie es ihr geht und ob die Spende geklappt hat. Anonym könnte der Bardowicker seinem „genetischen Zwilling“ zwar jetzt schon schreiben, aber er möchte lieber erst die Rückmeldung abwarten – wie es ihr geht.
Zwei Jahre lang ist der Bardowicker jetzt quasi für die junge Britin „reserviert“. In der Zeit kann er für niemand anderes Stammzellen spenden. Daher sein Appell: „Lasst euch registrieren! Es kann jemandem die Chance auf ein zweites Leben geben.“
Infos: www.stammzellspenderdatei.de