
Landkreis. „Nur gesunde Menschen, Privatpatienten und Ärzte sollten nach Lüneburg ziehen“, findet Lünepost-Leser Karl-Heinz Lübbe aus Lüdersburg. In einem Brief an die Redaktion schildert er seine verzweifelte Suche nach Hautärzten und berichtet, wie schwer es ist, einen Termin zu bekommen.
Die Lünepost fragte bei der Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) an, ob die Versorgung von Hautärzten in Stadt und Landkreis Lüneburg ausreichend ist? Detlef Haffke (Foto), Leiter der KVN-Kommunikation, antwortet: „Im Landkreis Lüneburg leben aktuell 182.289 Bürgerinnen und Bürger. Ein Hautarzt soll nach der Bedarfsplanung 42.975 Patienten versorgen.“ Das sei die theoretische Verhältniszahl laut Bedarfsplanung. Haffke: „Sechs Hautärzte sind in dem Bereich niedergelassen. Der Versorgungsgrad beträgt 142 Prozent. Der Landkreis ist für die Niederlassung weiterer Hautärzte gesperrt.“
KVN: „Zurzeit ist die Region überversorgt“
Doch da immer mehr Menschen in Stadt und Landkreis ziehen, wollte die LP auch wissen, ob die Anzahl der Sitze für Hautärzte erhöht werden könnte? „Theoretisch ja. Praktisch wohl eher nicht“, antwortet Detlef Haffke, „es müssten sehr viele Menschen in diese Region ziehen. Zurzeit ist die Region überversorgt. Überversorgung müssen wir ab einem Versorgungsgrad von 110 Prozent feststellen.“
Wie kommt man an einen Termin?
Was können Menschen, die akut einen Termin beim Hautarzt brauchen, unternehmen, wenn sie keinen Termin bekommen? „Zunächst einmal sollten sie Hautärzte in der Region kontaktieren. Dabei hilft im Internet unsere Arztsuche unter www.arzt-auskunft-niedersachsen.de.“ Hausärzte könnten bei einer Überweisung an einen Hautarzt einen Dringlichkeitscode vermerken – dieser liege im Ermessen der Hausärzte. „Damit vermittelt die Terminservicestelle der KVN unter der Telefonnummer 116117 einen Hautarzttermin längstens innerhalb von vier Wochen“, erklärt Sprecher Haffke. Außerdem sollten Patientinnen und Patienten auch versuchen, Hautärzte in anderen Kreisen zu kontaktieren.
Haffke weiß, dass die gesetzlich festgelegte Bedarfsplanung oft nicht mit den Bedürfnissen der Patienten identisch ist. Außerdem werde die Versorgungslage mit Dermatologen in Niedersachsen immer schwieriger. „Nach den Hausärzten ist die Fachgruppe der Hautärzte die Gruppe, in der mittlerweile die größten Versorgungsengpässe auftreten.“
Der Nachwuchsmangel in der Dermatologie werde immer drängender. „Der Vorstand der KVN hat in diesem Jahr erstmals finanzielle Förderungen von 60.000 Euro für die Niederlassungen von Hautärzten in einigen Regionen Niedersachsens ausgelobt.“ Für den Landkreis Lüneburg ist dies allerdings nicht der Fall, sondern das gilt vorerst nur für die Kreise Holzminden, Nienburg, Wesermarsch und Helmstedt. Dort sei die Versorgungslage noch dramatischer als in und um Lüneburg.
Was muss geschehen, um die Versorgung aufrecht zu halten? „Erste wichtige Schritte für eine höhere Attraktivität der Niederlassung wären ein Ende der Budgetierung im fachärztlichen Bereich und weniger Bürokratie in den Praxen“, erklärt Detlef Haffke. „Die Vergütung der Fachärzte – besonders der Hautärzte – setzt falsche Anreize in der Versorgung. Die Behandlung chronisch kranker Hautpatienten, beispielsweise mit Schuppenflechte, Neurodermitis oder Hautkrebs, stellt aufgrund der niedrigen Einzelfallpauschalen eine betriebswirtschaftliche Belastung dar, die nur über eine möglichst große Menge an Patienten aufgefangen werden kann.“ Dies wiederum führe zur Terminknappheit – und zum Ärger von Patienten wie LP-Leser Karl-Heinz Lübbe.ri